Re: STRANGENESS AND CHARME by Whole Lotta Pete

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whole-lotta-pete

Registriert seit: 19.05.2003

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So, jetzt mehr zur CD und die Linernotes:

Im Prinzip ist es eine „musikalische“ Compilation, also keine reine Comedy oder so. Nicht alle Songs sind durchweg komisch oder strange. Einige haben auch nur einen seltsamen Moment. Im Grunde ist die CD vom Ablauf her relativ homogen. Daher sind einige Songs weggefallen, die den Rahmen zu deutlich gesprengt hätten. Beispiele: Eine Death Metal Coverversion von Kraftwerks „Autobahn“ oder ein Typ namens „Anton Maiden“, der im Stile des Alleinunterhalters mit Orgel ziemlich schlecht Iron Maiden Songs nachspielt… :D
Nein, hier geht´s eher um Rock´n´Roll & Co, daher diese Auswahl. Etwas größeren Raum nimmt die Abteilung „Exotic/Stripclub/Monster“ R´n´R Style ein. Dabei hab ich mich noch gebremst…theoretisch könnte ich aus meiner Sammlung wohl 2-3 CDs damit füllen. Aber habe denk ich die Kurve noch gekriegt.

Linernotes:

01. 1961 WMEX Boston Radio Show Theme (Arnie Ginsburg & The 3Ds)
02. Blue Moon [WMEX] (The Marcels)

Diese beiden Stücke gehören zusammen. Es ist der Anfang einer famosen Radioshow, die so 1961 bei WMEX Boston ausgestrahlt wurde. Der Moderator ist Arnie Ginsburg, der chaotisch gekonnt durch die Sendung führt. Wie damals üblich, setzt er (teils live) allerlei Hupen und Klingeln als „lustige“ Untermalung seiner Ansagen ein. Die Werbung wird auch live von ihm vorgelesen. Ich wollte natürlich nicht die ganze Show aufnehmen, daher diese Einleitung und gleich im Anschluss „Blue Moon“ von den Marcels, das dürften ja die meisten hier kennen – bester Doo-Wop Sound und ein echter Hit. Die Quelle ist übrigens eine LP, ich hab mehrere aus der Reihe – pures Gold!

03. Rockin´ in the Jungle (The Eternals)
Passt gut in den Kontext, da ich seltsame, eigenerzeugte „Stimmeffekte“ liebe. Und mann, diese Vocalgroup machte 1959 derart charmante Dschungelvögel und anderes Gedöns nach, dass ich den Song häufig bei Rock´n´Roll Abenden auflege.

04. The Jungle (Diabolito)
Bleiben wir im Urwald: Ein wunderbar atmosphärischer Song, dessen Herkunft verschleiert ist – AMG kennt den ominösen Interpreten auch nicht. Ich steh jedenfalls auf diese 50s/early 60s Stücke aus dem Exotica/Stripclub Umfeld.

05. Ah So (The Gay Lads)
Noch so ein exotisches Teil aus alten Tagen – ein paar schiefe Klaviertöne gibt´s gratis, und nach dem simulierten Chinesisch zu Beginn klabustert eine umwerfende Rhythmus Sektion los, die wohl auch ein Waschbrett einbezieht.

06. Watusi Zombie (Jan Davis)
Uuuuhh…ganz tief im dunklen Dschungel erwartet euch nichts gutes – Jan Davis weiß davon ein Lied zu singen (na ja…viel Gesang ist nicht dabei, eher Laute). Wieder dieser Exotica/Monster Style.

07. Rock´n´Roll (The Singing Dogs)
Von einem Stripclub-Sampler, und der Interpretenname verspricht nicht zu viel! Ich benutze es manchmal als Rausschmeißer…

08. Spanish Flea (Homer Simpson)
Vor lauter Strangeness hab ich es auf der CD falsch getippt, und zwar „Spanish Fly“ – passt ja zum Thema. Hab´s ausgebessert. Hier erwartet euch jedenfalls eine anonym zusammengebaute Version des Klassikers von Herp Albert (und vielen weiteren Interpreten). Die Musik ist original, der „Gesang“ ist recht gut mit einfachen Mitteln aus der TV-Serie geklaut. Homer singt es, als er im Auto wartet, während sein Sohn auf einem Spinal Tap Konzert ist :D

09. Monsters have problems, too (Zacherle)
Zacherle ist ein nicht allzu bekannter US-Grusel-Star. Er war in den frühen 60ern Moderator von Horror-Film-Specials im TV. Ähnlich wie Bobby „Boris“ Pickett („Monster Mash“) verlagerte er sich auch auf musikalische Gehversuche. Wird teilweise auch „Zacherley“ genannt. Hier ergreift er Partei für die Monster, denn schließlich haben die auch ihre Probleme…

10. Frankenstein Rock (Eddie Thomas)
Die einzige Möglichkeit für ihn, sein Sweetheart mal „tight“ halten zu können, war damals eben, im Kino die übelsten Streifen anzuglotzen. Da kann man schon mal Frankenstein mit nem Rock danken…

11. Batman Theme (Link Wray)
Link Wray ist eine Koryphäe im Instro/Surfguitar Bereich. Und der Batman Theme ist wirklich genial…vor allem mit den bescheuerten eingestreuten Gelaber von Batman & Robin (ja, die 60s „Paff!Zack!Boom!-Version…) und den Geräuschen.

12. Miss Marple (Surfpatrouille)
Deutsche Neo-Surf Band, die einen rauhen, lauten Sound pflegen, jedoch recht traditionell zu Werke gehen. Und der Miss Marple Theme macht sich ziemlich lässig im Surfgewand! Von 2002.

13. Blitzkrieg Bop (The Ramonetures)
Ramonetures = Ramones meets Ventures. 1999 entstandene, geniale Interpretation fast sämtlicher Ramones-Hits im Surfsound. Und das hier ist ganz oben: Blitzkrieg Bop!

14. Ace of Spades (The Twistin´ Tarantulas)
Asskickin´ Rockabilly Zeug aus Detroit. Ich glaube, der Song ist nicht von 2003, obwohl da die CD rauskam. Jedenfalls eine schöne Coverversion des absoluten Klassikers von – na? ;)

15. Goat Farm (Hammer Cocks)
Lautes Assi-Scum-Punk Geknüppel aus Texas. Also irgendwie gehts um eine Ziegenfarm, aber was da so geschieht – man versteht es nicht wirklich. Vielleicht auch besser so, weil die Ziege am Ende doch recht jämmerlich meckert und man es dann auch nicht mehr so genau wissen möchte…Okay, der Song ist nichts für zarte Gemüter, aber dafür dauert er auch nur ne knappe Minute.

16. Dirty Deeds… (Hayseed Dixie)
Hinterwäldler drehen im Jahr 2001 AC/DC-Klassiker durch die Hillbilly-Mühle! Mittlerweile so bekannt, das man vereinzelt auch im RS-Forum davon Wind bekam.

17. Sie liebt dich (The Punkles)
Jetzt schüttelts die Puristen wieder: Hamburger Punkrockkommando covert im Namen der Ramones Beatles-Klassiker, und hier auch noch auf Deutsch. Ich finds geil. Und wie das nunmal so ist – kaum kommt der Gag n bißchen im Lande rum, schon landet die Band auf ner RS-Heft-CD. Vergesst die neue Platte, nur die alten Beatles-R´n´R-Kracher zünden auch bei den Punkles. Und die gibts nur auf den ersten beiden Alben.

18. Motorbiene (Benny Quick)
Brrrrm baba baba ba ba ba baa…Benny Quick machte anno ´62 einen auf Moped und der Song geht auch heute noch gut los. Wie ich zu meiner großen Verwunderung feststellen musste, handelt es sich dabei (evtl.) um eine deutsche Coverversion des Songs „Motorcycle“ von Tico & The Triumphs, wohinter angeblich Paul Simon steckte! Hab das Stück aber noch nie gehört.

19. Trying to get to you (Lemmy, Slim Jim & Danny B.)
Ein Muss für jeden Lemmy-Fan: 2000 spielte der Motörhead-Kopf in dieser Formation Rock´n´Roll Klassiker für ein Coveralbum ein. Und hier wurde nichts durch den Hardrockquirl gedreht, nein, er bemüht sich redlich, alles schön sauber hinzukriegen. Charmant wird´s natürlich deshalb, weil das mit einer Stimme wie nach dem Gurgeln von 10 Pfund Nägeln mit Wodka nicht so ganz hinhaut, wie auch bei diesem – uns wohl von Elvis bekannten – Klassiker. Achtet also auf die Vocals.

20. The Dock of the Bay [alt. take] (Otis Redding)
Ein kleiner Rückgriff auf die selbstgemachten Soundeffekte: Otis Redding muss bei dieser Sparversion seines Hits die Möwen eigenstimmig erzeugen, was gewisser Komik nicht entbehrt. Dachte er sich vielleicht auch, daher hat er das Pfeif-Solo gleich noch mitvergurkt. Danach bricht die Aufnahme ab.

21. Ich sitz den ganzen Tag bei den Docks (Udo Lindenberg)
Nach einiger Udo-Diskussion hier im Forum bot es sich doch sehr an, nach dem Original gleich diese Coverversion zu nehmen. Stammt von seinem 1978er Coveralbum „Rock Revue“ (…“mit 8-seitiger Beilage in Super-Color“…). Dürfte trotz etwas komischem Beigeschmack eine seiner gelungensten Interpretationen ruhmreicher Klassiker sein. Irgendwie fängt er für mich das Feeling gut ein…

22. My Ding-A-Ling [live] (Chuck Berry)
23. Johnny B. Goode [live] (Chuck Berry)

Ok, der Abschluss der CD ist etwas ausführlicher, lohnt dennoch! Dieser insgesamt etwa 16minütige Ausschnitt aus einem Live-Konzert des großen Berry stammt vom Lanchester Arts Festival, Coventry, England am 03.02.1972. Legionen von Musikern hat er beeinflusst, ein Pionier war er, einer der größten…aber Chuck Berry hatte tatsächlich nur einen einzigen Nr. 1 Hit, und der war 1972 „My Ding-A-Ling“! Der Song ist eine geänderte Version seines 68er Songs „My Tambourine“ und spielt natürlich rundherum nur mit zotigen Themen. Diese Live-Version hier bestätigt dies deutlichst. Aber er bringt das Ganze doch lustig rüber und verführt sein Publikum schließlich nach langen Erklärungen (und allerlei Zweideutigkeiten) dazu, beeindruckend mitzusingen. Dabei teilt er sie in Mädels und Kerle auf und gibt ihnen je einen eigenen „Part“. (Er wurde natürlich wieder mal verklagt und es gab nen dicken Medienbann – ich empfehle seine Biographie, der Typ saß eigentlich sein halbes Leben im Knast…)
Warum hab ich dann noch Johnny B. Goode angefügt? Nun, erstens gehören die beiden Stücke bei dem Konzert zusammen, zweitens fetzt es wundervoll los und beweist, das Berry beim Früh-70er-R´n´R-Revival voll am Start war – und drittens ist der Schluss einfach zu göttlich. Das Publikum feiert Chuck Berry vollkommen ab, aber ein total fertiger Veranstalter versucht ihn von der Bühne zu bekommen, weil er seine Zeit überzogen hat. Hört euch alles genau an. Es wird richtig strange, denn der Typ fragt nach 30 sek., um die Lage zu erklären, aber die Leute jubeln ihn nieder. Schließlich fügt er verzweifelt an, dass draußen eine Menge auf Einlass wartet, um im Anschluss PINK FLOYD (??) zu sehen. Was passiert? Das Publikum rast und lässt alles in „We want Chuck!“-Rufen untergehen. Grandios!

So, ich hoffe ihr habt euren Spaß mit der CD.
HAIL HAIL ROCK`N`ROLL!

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