Re: Die Orgel im Jazz

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gypsy-tail-wind
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Patrice Rushen hat in den 70ern ein paar Prestige-Alben gemacht, das geht aber mehr in die fröhliche World-Jazz-Tyner-Spiritual-Disco-Ecke oder so, Rhodes und Snythns, keine (oder wenig) Orgel. Schlecht sind die mir bekannten Sachen (zwei Alben glaube ich) nicht, aber geschmackssichere Produzenten wären dringend vonnöten gewesen.

Was mir beim Liste-Erstellen bewusst wurde: Groove Holmes fehlt mir noch immer… die CD „Spicy“ aus der assed Jazz Reihe enthält die LPs „Living Soul“ und „Spicy“. Holmes ist allerdings bei weitem nicht mein liebster Hammond-Organist und seine frühen Pacific Jazz-Aufnahmen gefallen mit besser als die Prestige-Sachen, die ich bisher kenne („Soul Message“ und „On Basie’s Bandstand“). Holmes „Legends of Acid Jazz“ CD hingegen ist eine der wenigen wirklichen Compilations und vermutlich nicht sehr interessant (steht jedenfalls nicht auf meiner Einkaufsliste).

Auch Jack McDuffs erste „Legends of Acid Jazz“ ist eine dieser Compilation (Tracks von sechs Alben), die ich nicht habe… bei ihm ist es etwas komplizierter – Details hier:
http://www.organissimo.org/forum/index.php?/topic/55652-jack-mcduff-on-prestige/
(Ich glaub das Fazit ist, dass man die assed Jazz CD nicht benötigt.)

Die geringe Wertschätzung, die diese Musik erfährt, erklärt sich auch verchiedenen Faktoren, am wichtigsten ist wohl, dass sie seit Anbeginn (und zum grossen Teil bis heute) in einer parallelen Welt lebt, dem sogenannten chitlin‘ circuit, den organ rooms – und sehr selten in die wichtigen Clubs, geschweige denn an Festivals oder in grossen Hallen zur Aufführung kommt (wobei lezteres auch unpassen wäre).
Ich habe mich ja länger mit Rhoda Scott über diese Dinge unterhalten können vor einiger Zeit (steht glaub ich weiter oben im Thread hier). Das Small’s Paradise ist eben nicht das Village Vanguard oder das Birdand (und auch nicht das Half Note oder das Village Gate).

Dass in Europa in den 90ern plötzlich DJs und Musikfans Gefallen an dieser Musik gefunden haben, dürfte den Musikern auch kaum was gebracht haben (bestes Beispiel: Leon Spencer, der nicht mal mehr wieder aus Versenkung aufgetaucht ist). Sich sampleln lassen und sowas ist kein einträgliches Geschäft (James Newton vs. Beastie Boys… die waren’s übrigens auch, die Groove Holmes wieder hervorkramten, das passt schon, seine Musik ist eingäniger, einfacher gestrickt als die vieler anderer Organisten), das bringt coole untergrund Reputation bei Hipstern und der In-Crowd, aber es füllt nicht die Taschen der darbenden Musiker, bringt ihnen höchst selten neuen Gigs ein.

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