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gypsy tail wind
Ich ward gebeten, ein paar Worte zu Leon Spencer und seinem „Legends of Acid Jazz“-Twofer zu verlieren, so die Zeit gegeben. Hab die CD grad zum ersten Mal gehört – sie ist toll! Was sofort auffällt: der Sound stimmt! Es fehlt der enervierende E-Bass von Jimmy Lewis, Spencer spielt seine eigenen Basslinien mit den Pedalen der Orgel. Es fehlen auch die unpassenden Pop-Cover, die sich in der Zeit vermehrt einzuschleichen begannen – es gibt im ersten Album ein Meters-Stück, „Message from the Meters“, das nach einfachstem Strickmuster von anderen, zehn Jahre älteren, Souljazz-Nummern abgekupfert ist, (…) Blues, Soul, tolle Beats von Idris Muhammad, fette Gitarre von Melvin Sparks und tolle Soli von allen… besonders überzeugend neben dem Leader ist Tenorist Grover Washington Jr., der bald schon in wesentlich untiefere Gefilde abdriften sollte, hier aber eindrucksvoll beweist, dass er ein Heavy war, hätte sein können… seine Soli bläst er mit fettem Ton, viel Blues-Feeling und Drive.
Sehr schön, dass dieses Zeug, das man von der Verpackung her – und eigentlich auch vom Genre – eher im leichten Fach, wenn nicht sogar im Bereich Trash verorten würde, hier solche Anerkennung erfährt.
Ich habe mal auf dem Grabbeltisch diese CD erworben, eine sehr gute Kompi, deren Akzent – der Titel sagt’s – eigentlich auf Funkyness liegt. Auf fast allen Stücken gibt es aber auch eine Hammond zu hören. Ausschließlich Prestige Aufnahmen der späten 60er/frühen 70er. Das hier erwähnte MESSAGE FROM THE METERS von Leon Spencer ist hier auch enthalten. Ob nun nach einfachstem Strickmuster abgekupfert oder nicht: Das ist ein Mörder-Groove! Dazu noch zwei Stücke von Melvin Sparks, auf denen Leon Spencer ebenfalls die Konsole bedient. Und Idris Muhammad ist sowieso ein Meister!
Tolle Musik!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)