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Hallo!
Nachdem ich hier ein wenig mitgewirkt und recht positive Erfahrungen gesammelt habe, will ich mich auch in den Kreis der Vorzustellenden schließen. In diesem Fall ist das gar nicht so einfach, kenne ich das Forum doch recht gut. So hatte ich bis vor ein paar Jahren noch einen anderen Nicknamen und ein paar Beiträge, die nicht wirklich der Rede wert sind, hehe. Manch einer wird sich erinnern, dass ich Zigaretten holen war, bevor ich hier mein schlagartiges Ende gefunden habe.
Ich will euch nicht in Unkenntnis darüber lassen, was mir die letzten Jahre wiederfahren ist, so schwer fällt es mir doch darüber zu reden.
Nachdem ich das Haus, damals noch ein Studentenwohnheim, verlassen hatte, wurde ich von der thailändischen Mafia brutal zusammengeschlagen und verschleppt. Nur mit Mühe und Not konnte ich aus der Gewalt dieser Terrorbande entfliehen. Leider war ich dann auch schon ein paar tausend Kilometer von meinen damaligen Standort Köln entfernt, den ich auch heute wieder und mehr denn je als Zuhause bezeichne. Ich befand mich also mitten im thailändischen Sumpf, dem ich ohne Geld, ohne Klamotten, ohne Sprachkenntnisse und Kontakte nicht wirklich entfliehen konnte. So gab ich mich mit dem zufrieden was ich hatte, eine kleine Hütte aus Lehm und Palmenblättern und einem kaputten Tischtennischläger. Mit Hilfe von ein paar Orangenkisten, Reisplantagenresten und sonstigem Gerümpel baute ich mir, nach dem ich dort Fuß gefasst hatte, einen Plattenladen auf und lebte vom Verkauf selbst gepresster und selbst aufgenommener Platten (meine ersten Singer/Songwriter-Versuche), die dort drüben für mich sehr überraschend reißenden Absatz fanden. Ich kombinierte The Velvet Underground mit Yan Chi Chin auf perfekteste Art und Weise und wurde innerhalb weniger Monate zum Milliardär. Ihr müsste verstehen, dass ich wenig Zeit hatte, um über Deutschland, dass RS-Forum und meine dortigen Aufgaben nachzudenken. Das erste Jahr war wundervoll: Reichtum, Frühlingsrollen in allen Variationen, den besten Plattenspieler den man(n) sich vorstellen kann, Stephen-Malkmus-Konzerte in meinen Privatgemächern, und und und.
Doch bald nervte mich das ganze Lotterleben, ich wollte wieder raus, meinem eigenen Ich auf die Spur kommen und nicht mehr diesen ganzen Verblendungen frönen, die sich mir tagtäglich in den Weg stellten. Also wechselte ich, natürlich mit meiner eigenen Airline, den Standort. England wurde meine zweite Heimat. Auch dort verfolgte mich der Musikzirkus. Gezwungenermaßen musste ich, nachdem ich herbe, finanzielle Verluste erlitten hatte (durch ein absurdes Hobby namens Digital-TV-Abonniering), wieder ran ans Mikrofon. Man hatte auf der Insel, nach zwei netten Soloalben meinerseits, die mir das nötige Kleingeld einbrachten, die Vorzüge meines doch aalglatten Körpers entdeckt, der vor allen bei meinen Geschlechtsgenossen ankam. So fand ich mich Wochen später mir nichts, dir nichts in einer Queer-Pop-Band namens The Xiu Magnetic Raincoat Rainbows wieder, in der ich versuchte mich zu verstellen, so gut wie möglich. Meinen eigentlichen, geliebten „Nebenjob“ als Tierfarmer und Denkmalschützer in Musswell Hill konnte ich, auf Grund großen Stresses vorzeitig an den Nagel hängen. Man kann es sich denken, irgendwann kam raus, dass ich doch den weiblichen Körper bevorzuge und so fand meine Popkarriere schneller ihr Ende, als es meinen Fans recht war.
Ich aber stellte fest, scheiß drauf, ich lebe das Leben lieber ohne die Aufregung, ohne den Rummel, ohne das Star-Dasein. Ich kehrte mit Taschen, die mir durch mehrere Prozesse ordentlich geleert wurden, wieder nach Deutschland zurück, zog mit meiner großen Liebe zusammen und lebe nun wieder in Köln, der Stadt die niemals schläft, nur dann wenn sie müde ist. Als ich im Februar diesen Jahres auf kleiner Auto-und-Möbelhaus-Tour an der Ostküste der USA unterwegs war (den treuen Fans dort zuliebe), traf ich in New York City, Bedford-Stuyvesant, Orange-Juice-Palace, ganz zufällig auf einen alten Fori, mit dem ich anschließend sechse Tage lang über nichts anderes als das RS-Forum plauderte. Nach ein paar Wochen Bedenkzeit bin ich nun bereit, wieder hier anzuknüpfen und freue mich auf eine gute Zeit.
Also nochmal ein Hallo!!
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