Re: Beste Alben des Jahres 1981

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bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

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PELO_Ponnes

Zweitens sehe ich nicht den Gegensatz Synthpop – Classic Bombast Rock Marke ELO. Im Gegenteil. „A New World Record“ ist praktisch eine Blaupause für symphonischen Synthrock.

Im übrigen stammt das meiner Meinung nach beste Album von 1981 von ELO, heisst TIME und ist spaciger Synthpop, der absolut ELO ist und trotzdem den Zeitgeist von 1981 atmet. War übrigens ein Nummer Eins Album in DEutschland/England.

Im allgemeinen gebe ich Dir aber darin recht, dass die Synthpop-Ära der frühen Achtziger eine tolle, faszinierende Musik hervorbrachte. Und ich vermisse nicht selten solche Musik aus der Zeit, in der die Synthesizer regierten.

Naja, Geschmacksache!
Die Bezeichnung „symphonischer Synthrock“ ist sehr dehnbar. Kann einerseits eine Definition für schauderhaftes Zeugs wie „Jump“ von VAN HALEN oder „The Final Countdown“ von EUROPE sein, andererseits auch eine leicht verunglückte Beschreibung der Musik von LAIBACH oder CASSANDRA COMPLEX sein… :-)

Die beiden erstgenannten sind Beispiele für fehlgeleitete unironische Anwendung „neuester“ Technik, ganz im Zeichen des Rock um seiner selbst willen – der hohlen Gesten voller klebrigem Pathos. Die beiden letztgenannten für eine differenzierte Herangehensweise an die Materie, die hinterfragt und doppeldeutig ausgelegt werden will (und kann), im Falle LAIBACH mit Absicht voller Ironie!

Bei der Erinnerung an „New World Record“ (tatsächlich die beste LP von E.L.O. – immerhin!) möchten mir die von mir präferentierten Synth/Electro/Minimal-Künstler nicht so recht in diesem Einklang (oder dieser Linie) stehen. Zu unterschiedlich ist der Anspruch an/in die „Kunst“. E.L.O. haben z.B. mit einem FAD GADGET nur eines gemein, daß elektronische Musikinstrumente ihren Einsatz fanden – und die Tonträger auf 7″/12″/LP (aktuell: auf CD) veröffentlicht wurden. Sonst gibt’s da keine Gemeinsamkeiten. E.L.O. z.B. hatten durch den Einsatz elektronischer Musikinstrumente die begrenzte Erweiterung des Klangkosmos des Rock um eine Nuance im Sinn, während die typischen Synth-Bands der späten Siebziger/frühen Achtziger die Dekonstruktion des Rock-Genres, bzw. Verzerrung der Rockstereotypen als Konzept mit sich trugen. Mit Absicht zu ironischen Abziehbildern des Rock/Popbusiness werden wollten. Daß natürlich die eine oder andere (oder viele :-) ) Formationen sich untreu wurden und ebenfalls dem Popbiz mit allen seinen Verlockungen erlagen, ist die uralte Geschichte der Menschheit… = Money makes the world go round (siehe HUMAN LEAGUE, O.M.D., etc.)

Nun, „Time“ fand ich jetzt weniger typisch für die Intention eines Jahres wie es 1981 war. Ich fand – und finde immer noch „Faith“ von THE CURE spiegelt soziokulturell/gesellschaftlich (musikalisch gesehen ohnedies) dieses Jahr besser wider, deshalb mein Favorit 1981! Gefolgt von SOFT CELL’s „Non Stop Erotic Cabaret“, das Duo hat sicherlich auch mehr Relevanz für die Musikhistorie der frühen Achtziger getan, als E.L.O.

Aber wenn du die für dich faszinierenden „Synth-Popper“ der frühen Achtziger vermisst, leg sie doch hin und wieder mal auf. Oder höre dir mal (relativ) aktuelle Bands/Künstler wie CLIENT, ADULT, ALIEN SKULL PAINT, MISS KITTIN/THE HACKER, LADYTRON, LALI PUNA, BAKTERIELLE INFEKTION, ECHO WEST oder CONSOLE an. Nennt sich „Electroclash“ und ist zwar wieder auf dem absteigenden Ast in dieser unserer Hypeinfiltrierten Zeit, aber wer gibt schon was auf „IN“s und „OUT“s :-)

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad