Re: The Shins

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observer

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Da haben wir grade parallel das Gleiche geschrieben. :D

Es war klar, dass die Tanzhalle St. Pauli für dieses Konzert einfach zu klein ist. Dem entsprechend das Gedränge vor dem Club bei viel zu spätem Einlass. Aber geschenkt, wir sind froh, noch eine Karte bekommen zu haben.

Preston School of Industry eröffnen mit einem ca. einstündigen Konzert den Abend. Scott Kannberg, Ex-Pavement-Mitglied, schafft mit seiner Band eine eingängige, druckvolle Variation von Indie-Rock mit Folk- und Americana-Elementen (Pedal-Steel bei mehreren Stücken), die mich in vielen Momenten spüren liess, welche Magie in Live-Auftritten steckt. Dabei war das jetzt eigentlich kein spektulärer Auftritt, vieles in den Songs hat man so auch schon ähnlich gehört, der Gesang von Kannberg ist markant, aber nicht herausragend oder besonders gut. Aber es funktioniert einfach. Da gibt es wunderbare Steigerungen in den Songs, bei denen stellenweise 3 Gitarristen spielen und mich an ähnliche Konzerte Anfang der Neunziger erinnern (z.B. Eleventh Dream Day).
Die Band besteht derzeit aus 5 Mitgliedern und spielt sowohl Songs von der aktuellen „Monsoon“ als auch vom Debüt „All sounds gas“, welches ich perönlich etwas spannender finde. Dieser Eindruck bestätigt sich auch im Konzert. Die älteren Songs haben etwas mehr Biss und Dynamik.

Dann The Shins. Das Gedrängel wird stärker, man spürt eine neugierige Aufgeregtheit, von der ich mich sogar kurzzeitig anstecken liess. Die vier Typen wirken sympathisch, ja manchmal fast schelmisch. Aber so richtig funkt es bei mir nicht. Die Stücke wirken zwanghaft auf den Punkt gebracht. Wenn man sich wünscht, dass sich der Song weiter aufbauen müsste, ist es auch schon wieder vorbei. Wirkt manchmal wie ein Vorsatz: „Hört, wir wiederholen uns nicht, nicht mal innerhalb des Songs“. Mir fehlt da jedenfalls die Brücke, um da irgendeinen emotionalen Anknüpfungspunkt zu finden. Es gab ein paar Stücke, die melodisch krachten und die Spass machten (z.B. So Says I), aber vom gesamten Konzert kann ich das nicht behaupten.

Meine Eindrücke von den Alben wurden bei dem Konzert bestätigt. Die gleichen Probleme, die ich mit der Shins-Scheibe habe, zeigten sich auch im Club. Bei Preston School of Industry war es, als ob man einen alten Bekannten nach Jahren wiedertrifft und sofort wieder an alles anknüpfen kann. Voller Spaß ein Bier öffnen, über Bücher und Musik reden, in Erinnerungen schwelgen und doch nach vorne schauen. Leben halt.

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Wake up! It`s t-shirt weather.