Re: Jean-Luc Godard

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deadflowers

Registriert seit: 04.09.2003

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Mag sein dass das von Godard so gewollt war, ich fand es unglaublich nervend und vor allem unüberzeugend. Würde mich schon interessieren, ob sie das besser kann, dazu müsste ich allerdings noch einen Film mit ihr ansehen..

Diese Szene wurde auf Grund des Drangs der Produzenten „Bardot müsse nackt sein“ nachträglich eingefügt. Ihren Körper hatte er deshalb bis zum geht nicht mehr „entmenschlicht“. Vielleicht erklärt sich so auch das etwas „plakative“ daran (ist etwas her das ich's sah. Habs anders in erinnerung). Das ganze muss ich „für mich“ aber auch gar nicht damit entschuldigen, dass es unter Zwang entstand.
Bitte nicht falsch verstehen.
Ich finde es ganz ganz ganz toll, dass sich das Bild manchmal kurz „blau“ färbt.
Die Kameras am Anfang finde ich unglaublich cool. (Es ist Raoul Coutard an der Kamera, den ich sehr sehr sehr cool finde)
Botschaft wohl: So stellt man sich die Arbeit beim Film vor. der Film zeigt die Figuren dahinter. Es wird privat blablabla.
Dann kommt die Szene mit den beiden. Noch bevor ich übersehen habe, was da los ist hatte es mich schon. Ich sitze da und bin erschlagen. Es ist nicht mehr lang bis Piccoli auf diesen Bergen vor der Küste rumsteigt. Und dann lässt Fritz Lang schon die Kamera auf Odyseus fahren.
Ich mache befriedigt einen Haken in mein filmtagebuch und fange ca 90 Minuten später langsam wieder an zu denken. Alltag und sowas…
Ich hab die Tage wirklich sehr oft über den Film nachgedacht. Er lässt sich nicht erklären oder vermitteln. Leider. Ich würde es gerne tun.

..und das verstehe ich nun gar nicht. Was bitte ist an dieser Darstellung dieser Frau liebenswert?

Die schwarze Perücke….

Vor allem, wenn man wie Du davon ausgeht, dass ihre Verachtung ihren Ursprung in seiner Unterwerfung unter den mächtigen Produzenten hat, was ich allerdings nicht glaube.

Nein… ich glaube, dass sie ihn verachtet, weil er sie zwar liebt, aber nicht richtig. Nicht so wie sie es bräuchte. Candy hat Recht, als er sie mit dem Produzenten wegfahren lässt, das ist ein Schlüsselmoment. Allerdings denke ich nicht, dass sie glaubt, es (sie) wäre ihm gleichgültig. Sie weiß dass er sie liebt – aber er lässt sie trotzdem fahren, drängt sie geradezu. Warum, ist mir ein Rätsel. Aber ich würde es auch verachten.

Hier haben wir wohl alle irgendwie irgendwo und zum Teil recht. Meintwegen mehr ihr als ich. Warum sie ihn nun verachtet ist in meinen Augen aber am Ende egal. Und zumindest mir nicht wichtig. Das Auto ist „rot“. YES! Halte ich HIER schon für wichtiger als Gründe. Ist mein Ernst.
Im nachhinein ist es für mich mehr ein Vehikel (die Verachtung der Frau nicht das rote Auto) zu etwas anderem, denn überhaupt ein Thema des Films.

Und wenn das überzeugend dargestellt wäre, wäre es ein interessanter und berührender, weil wahrer Aspekt.

Subjektiv: MICH hat es überzeugt und WIE! Ich litt und leide noch immer, wenn ich nur an diese Musik denke. Kommt mir wieder dieses Bild wo die beiden in der Wohnung (die Wände waren „weiß“) sind er im einen Raum sie im Anderen und dann setzt es wieder ein. Die Szenen mit der Badewanne finde ich unglaublich schön (wie die gesammte Farbzeichnung des Films) und wie gesagt erst Piccolis Hut, den ich so toll finde (das ist DER Hut. Dagegen kann nur Melville anstinken!!!).
Wenn etwas „wahres“ zu vermitteln eine realistische Darstellung verlangt (die Godard nie hatte), nehme ich „wahr“ zurück und schreibe etwas anderes. Noch tolleres.
Wenn ich im Park sitze und mir in Gedanken einen Baum ansehe habe ich dieses Gefühl.

HIGHLIGHT des Films ist für mich letztendlich die Szene in der Villa als Piccoli kündigt. So was nenne ich explizit filmisch.
Lang finde ich SEHR rührend.
Dann haben wir die Griechischen Statuen mit den blauen Haaren, auf die ich so abfahre. (ist irgendwo dieses Post Modern feeling….)
Diese „Pfeil und Bogen Szene“ finde ich toll.
Wie Palance (den ich sehr liebe) beim Anblick der nackten Frau lacht oder seine Rede wo er auf der Mauer steht.
Die gesamte Szene und Gespräche während der Probevorführung finde ich unglaublich.
Bardot mit der schwarzen Perücke… hach… (da isse die Godard'sche Frauensicht… das meine und liebe ich)
und ich könnte jetzte noch locker 30 sachen aufzählen, die ich hier mag ach… liebe.
(Einzig die Sekräterin ist mir entgangen)
Ich muss den Film also nicht mal ob seines Inhaltes sehen.
Umwerfend finde ich den Gesamtzusammenhang. Das gesamte filmische Abendland. Abendländische Kultur. Schiffbruch der Moderne. Von extremer Tiefe und Hintergrund…
Ist aber nur meine Deutung.
Ich war überzeugt es hier mit etwas ganz großem zu tun zu haben. Und das wird sich nicht ändern.

Ich liebe den Film und habe keine Lust mehr irgendetwas daran tot zu reden oder zu interpretieren. Ich hab ihn verstanden.

Mit Sicherheit ist Le Mepris keiner der Filme wo ich mir denke: Na den müsste man mögen.
Überhaupt nicht. Ich vollziehe euch sogar ein bischen nach.

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dead finks don't talk