Re: Hang the DJ

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hat-and-beard
dial 45-41-000

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@ WD:

Here I come again. Danke zunächst für die ausführlichen Bemerkungen zu Dolphy. Interessant.

Zu „Free Jazz“ (die LP, nicht der Stil, mind you): Ich halte diese Scheibe für schändlich überbewertet. Was freilich nicht die Idee, sondern Ausführung und somit Ergebnis betrifft. Colemans „harmolodisches Konzept“ ist mir ein Gräuel, er als Saxophonist grad so erträglich; seine Kompositionen der frühen Atlantic-LPs hingegen weiß ich durchaus als Parker-Pastiche zu genießen. Aber die Doppelquartetteinspielung halte ich für verquer; wenn auch teilweise inspiriert gespielt wird, entsteht doch kein Fluss, keine klangliche Kohärenz, die gute Einspielungen freier Musik, etwa des späten Trane und einiger Anderer, so stark und schön macht. Für Dolphys Werk ist sein Spiel auf Colemans LP [Edit: nicht sein Spiel, eher seine Anwesenheit in dieser Umgebung] für mich absolut nicht repräsentativ. Ich will ihn an dieser LP nicht gemessen wissen.
Zum Begriff „Free Jazz“: Ich halte ihn für falsch, wird er für Musiker wie Trane (bis 1964!) oder Dolphy („Out To Lunch“ mal außen vor) benutzt. Erträglich, wenn auch unklug, da „Jazz“ in meinen Ohren nie free ist, wird es, wenn man ihn auf Leute wie Ayler, Don Cherry und meinetwegen Coleman anwendet. Da Mingus alle Stile des Jazz zusammenführt, mag die Bezeichnung für die dialogischen Parts, ja, auf „Presents“ und „The Great Concert“, gelten.

1. „Out To Lunch“ * * * * *
2. „Far Cry“ * * * * *
3. „Outward Bound“ * * * * 1/2
Nr.1 ist natürlich streckenweise sehr frei, doch viel nachvollziehbarer als Coleman, Cherry usw. Stand nicht zur Debatte, ich weiß, es ist jedoch Dolphys gefährlichste und beste Solo-LP, ohne deren Erwähnung man ihn nicht diskutieren kann.
Die anderen Studioalben Dolphys haben sich mir teilweise noch nicht erschlossen, teilweise kenne ich sie noch nicht. Zu seinen essenziellen Beiträgen zum Jazz gehören selbstverständlich auch die Einspielungen, besonders live, mit Coltrane (Village Vanguard ’61) und Mingus (Antibes ’60 und die Europatour ’64).
Ich hoffe, dass ich mich jetzt verständlich gemacht habe; oben war’s unscharf, natürlich der späten Nacht wegen.

Wenn’s nicht zu vermessen ist:
Falls „Outward Bound“ Deine Sammlung unnötig belastet, wüsste ich einen Platz, an dem sie bestens aufgehoben wäre. Und das meine ich ganz ehrlich als Dolphy-Fan, dem ein Original fehlt.

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God told me to do it.