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(Danke, Aimee!)
Otis,
ich habe ausdrücklich keinem das Recht abgesprochen, diese Sendung nicht sehen zu wollen. Grundsätzlich bin ich sowieso der Meinung, dass es wesentlich einfacher, nerven- und herzschonender und vor allem naheliegender ist, den Fernseher auszustellen oder wenigstens das Programm zu wechseln, als sich eine ungeliebte Sendung erst anzusehen, um sich dann darüber aufzuregen. Die Diskussion über diese Sendung wird auch nicht nur hier geführt, weswegen auch mein Beitrag nicht nur die Beiträge hier als Hintergrund hat.
Worum es mir allerdings durchaus geht ist: worüber regen wir uns eigentlich auf? Über die Sendung? Dann siehe oben: ausschalten statt rummotzen. Über die Sendung, ohne sie zu kennen? Nunja … wer’s braucht. Über das Konzept? Und da wird’s diffizil. Regen wir uns darüber auf, dass sich Menschen dabei beobachten lassen, wie sie „unkultiviert“ auf begrenzte Zeit leben? Regen wir uns darüber auf, dass sie Ekel-, Angst- oder sonstige Grenzen austesten (müssen)? Tja, und dan dem Punkt finde ich eben nichts, was bei genauem Hinsehen aufregung verdient, es sei denn, man regt sich darüber auf, dass Menschen anders leben als man selber. Es gibt genug Völker dieser Welt, die den bohai wirklich nicht verstehen würden. Ich habe es selber erlebt, als Gast in einer Jurte in der Mongolei empfangen zu werden und später das Schaf oder die Ziege, die bei meiner Ankunft gerade unmittelbar daneben ausgenommen und zerteilt wurde, vorgesetzt zu bekommen. Vielen Menschen kommt’s da bereits hoch, sich vorzustellen, wie aus einem lebenden Tier die mundgerechte Mahlzeit wird. Aber aufregen, dass das Leben eigentlich so funktioniert? Dass das dargestellt wird?
Und der Aspekt der Schadenfreude, auf dem alle so gerne herumreiten, denhalte ich beileibe nicht für den wesentlichen. Vielmehr scheint mir eine gewisse Faszination dabei zu sein, zu sehen, wie Menschen Grenzen, die man selber vom warmen, trockenen Sofa aus sich nicht mal vorstellen würde, überwinden, wie auch zu sehen, dass diese Überwindung eben Überwindung kostet. Menschlich. Shcadenfreude – allenfalls der geringste Teil. Dass jemand, dem man wenig zutraut, dabei am publikumswirksamsten ist, liegt in der Natur der Sache. Aber auch da: ist es nicht spannend, wenn nicht sogar motivierend, zu sehen, dass ein weichlicher Jüngling es innerhalb weniger Tage schafft, in dieser Form über sich selbst hinaus zu wachsen? ehrlich: ich war beeindruckt (auch wenn ich mit ihm NIEMALS eine Trekkingtour machen wollte!).
Du darfst gerne der Meinung sein, der du bist. Ich finde es übertrieben, mit Begriffen wie „zum kotzen“ um sich zu werfen.
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Offline bin ich viel netter.