Re: Swing

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staggerlee

Registriert seit: 04.02.2007

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Ich hole mal dieses Thema wieder nach vorn, da ich der Meinung bin, daß die Altmeister sowohl im Jazzforum als auch seltsamerweise in meiner Plattensammlung etwas unterrepräsentiert sind (eigentlich kann ich deswegen auch nur bedingt etwas dazu sagen).

Aus diesem Grund möchte ich ein paar Sätze zu dem Tenorsaxophonisten Ben Webster verlieren, den ich vor einiger Zeit für mich entdeckt habe. Geboren 1909 spielte er in den 30ern in renommierten Bands wie Fletcher Henderson und Cab Calloway. Ab 1940 schloß er sich als einer der tragenden Säulen Duke Ellington an und schuf mit ihm Aufnahmen von historischer Bedeutung.

Als Mensch hatte er zwei Seiten: Auf der einen Seite war er zurückhaltend und freundlich. Bandkollegen lernten aber auch die andere Seite von ihm kennen- seine Alkoholexzesse bei denen er aufbrausend, aggressiv und gewalttätig wurde. Dies spiegelte sich auch in seinem Stil wieder: Bei Ellingtonschen Meisterwerken wie „Cotton Tail“ oder „Conga Brava“ spielte er mit enormen drive; in ruhigeren Stücken hingegen erzeugte er eine erotische Zärtlichkeit mit seinem Saxophon wie kein anderer. Ich kenne keinen größeren Balladeninterpreten. Der Ton von ihm ist regelrecht „gehaucht“ und mit enorm starkem Vibrato versetzt. 1943 mußte er Ellington verlassen, nahdem er im Streit einen von Ellingtons Anzügen zerfetzte- er schloß sich ihm später aber nochmals an.

Nachhören kann man diese große Zeit von Ellington und Webster z.B. auf Duke Ellington: Never no Lament, the Blanton-Webster Band oder The Indispensable Duke Ellington Vol 5/6 (1940).

In den 50ern folgten exzellente Aufnahmen mit Oscar Peterson in kleinerer Besetzung. Hier kann ich empfehlen: King of the Tenors (Webster (ts), Benny Carter (as), Oscar Peterson (p), Barney Kell, Herb Ellis (g), Ray Brown (b) Alvin Stoller, J. C. Heard (d)) von 1953. Meine Lieblings- CD von ihm aber ist Ben Webster Meets Oscar Peterson (Webster (ts), Oscar Peterson (p), Ray Brown (b), Ed Thipgen (d)) ebenfalls von 1959.
Ben Webster verstarb 1973.

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