Re: Folk ohne Grenzen

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maxdax

Registriert seit: 26.05.2005

Beiträge: 9

Übrigens, Folk ohne Grenzen.. die
legendären Folk Friends Sessions von 1978 und 1979 gibt es wieder als CDs!
Kennste nich?
Dann mal was zum auffrischen:

„Eine international beispiellose Folkdokumentation!“ schrieb ein Kritiker zur Erstver-öffentlichung 1978. Die Juroren des „Deutschen Schallplattenpreis“ waren derselben Meinung und verliehen dieser Produktion 1979 den Jahrespreis. Es geht um die die erste Session der

FOLK FRIENDS
mit
Derroll Adams, Davey Arthur, Alex Campbell, Guy & Candie Carawan,
Finbar Furey, Wizz Jones, Werner Lämmerhirt, Jörg Suckow, Matthias Raue und dem Gastgeber Hannes Wader.

Die Besetzung liest sich wie ein „Who is Who“ der internationalen Folkszene und ist immer noch einmalig in der Folkgeschichte. Die Aufnahmen inzwischen über 30 Jahre alt, wurden zwischen dem 12. und 18. Juni 1978 in der Windmühle „Fortuna“ in Struckum bei Husum, Nordfriesland aufgezeichnet. Sie war der damalige Wohnsitz des Gastgebers Hannes Wader, der in dieser Zeit seine gute Stube als Aufnahmeraum zur Verfügung stellte.

Aus dem Süden der USA kamen Guy und Candie Carawan mit Liedern unterdrückter Minderheiten, zeitlosen neuen Songs und ihrem Hammered Dulcimer (Hackbrett).

Aus Belgien war der amerikanische Banjospieler Derroll Adams angereist. Adams, der in den 50er Jahren aus den USA nach Europa auswanderte hat -vor allem in Frankreich und England- einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der dortigen Folkszene.

Sein Freund Alex Campbell aus Glasgow – der noch immer für viele Folksinger ein Vorbild ist – saß nun ebenso in der Windmühle wie Wizz Jones, Gitarrist und Songwriter aus London, der seit den sechziger Jahren als professioneller Singer-Songwriter arbeitet.

Aus Südirland war Finbar Furey gekommen, der als Dudelsackspieler für die neuere Entwicklung der irischen Volksmusik nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Er hatte seine vielen Flöten, neue eigene Lieder und seinen Freund Davey Arthur mit gebracht, der damals in Finbars Band „The Fureys and Davey Arthur“ für Furore sorgte.

Werner Lämmerhirt, einer der führenden Folkgitarristen hierzulande, war ebenfalls dabei. Er hatte zwischen 1971 und 1973 mit Hannes Wader auf dessen Tourneen gespielt und an Plattenaufnahmen von Alex Campbell, Guy Carawan und Hannes Wader mitgewirkt, noch bevor er seine eigene erfolgreiche Karriere begann.

Und schließlich Hannes Wader, der Gastgeber selbst. Ohne seine Begegnung und Auseinandersetzung mit angloamerikanischem Folk wäre seine Entwicklung als deutscher Liedermacher und Volkssänger anders verlaufen. Seine Verwurzelung in der mehrfach gebrochenen deutschen Volksmusik und seine musikalischen Talente bilden den Bezugspunkt zu all diesen Musikerkollegen, die in lebendigen überlieferten Volkskulturen geprägt worden sind.

Die beteiligten Künstler wählten in Abstimmung untereinander die Titel, die sie letztendlich aufnehmen wollten, selbst aus und arrangierten ihre Musik und Lieder gemeinsam. Vieles von der freundlichen, entspannten Atmosphäre klingt in der Musik und den Liedern dieses Albums nach. Die Begeisterung, in verschiedenen Gruppierungen miteinander zu singen und zu spielen und so neue musikalische Möglichkeiten ausprobieren zu können, ist atmosphärisch und als Feeling in jedem Titel zu hören.

Alle Lieder und Instrumentals sind Tonträgerpremieren in den wechselnden Kombinationen der Folkfriends.

Ohne Druck, in einer festgesetzten Zeit ihre Musik als verwertbares Produkt realisieren zu müssen, hielten sie ihre Sessions im Garten und im grossen Zimmer der Mühle direkt vor den Mikrofonen ab. Ein solches „Wohnzimmer“ ist – selbst in der „Abgeschiedenheit“ einer ländlichem Umgebung – kein schalldichtes Studio mit lärmschluckenden Bodenbelägen und dem warnenden Rotlicht „Achtung Aufnahme!“.

Hier an Hannes Mühle fuhren die Traktoren der Bauern vorbei und vor ihr balgten sich die Hunde aus der Nachbarschaft. Gelegentlich drangen solche Geräusche durch die geschlossenen Türen und Fenster und gelangen so mit aufs Band. Alle haben diese atmosphärischen Geräusche jedoch bewusst als Nebensächlich angesehen, wenn eine Aufnahme in ihrem Feeling unwiederholbar und einzigartig erschien (z.B. bei Derrolls „Pay Day At Coal Creek“).

Diese Einspielungen sind echte „live“-Aufnahmen. Sie enstanden im kongenialen Zusammenspiel aller Beteiligten bis auf ganz wenige Ausnahmen ohne Playback. Weil Musiker Menschen sind, deren Füsse den Rhythmus ihrer Musik mitklopfen, deren Finger schwitzen und dann beim schnellen Laufen auf den Gitarrensaiten Obertöne erzeugen und weil ihr Atem beim Blasen von Flöten zu hören ist, wurden diese Geräusche ganz bewusst mit aufgezeichnet.
Es wurde nicht versucht, sie durch technische Hilfsmittel herauszufiltern, wie es normalerweise getan wird.
Und so gesehen ist Volksmusik direkt und einfach ohne viel aufwändiger Technik für jeden nachvollziehbar und für jeden machbar.

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