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Die Informationen, die hier jetzt folgen, sind schon einige Monate alt, ich habe sie aber bisher nicht registriert. Es hört sich harmlos an, hat aber doch hier und da Auswirkungen, die manchen User hier, der gezielt Radio hört, vielleicht interessieren. Ich bin so einer: zweimal die Woche auf NDR Blue den Nachtclub mit Paul Baskerville hören. Aber nicht nur Paul stellt die Grundversorgung mit „Indie“ und mehr sicher. Da tummeln sich z. B. Experten für Frankophones (Uli Patzwahl), Reggae und Artverwandtes (Oliver Schrader) und auch Forumsmitglied JanPP hat einmal im Monat seinen festen Platz mit „Nachtclub Raw“.
Das Konzept „Nachtclub“ wurde irgendwann in den Achtzigern im NDR etabliert. Klaus Wellershaus und Michael Naura haben damals gewirkt und die Idee zum Laufen gebracht. Seitdem ist die Reihe mehrmals umgezogen, zuletzt ins „Digitale“ zu NDR Blue. Nur noch vorproduzierte Sendungen (nichts mehr live, außer die Nachrichtenzuspielungen von NDR Info zur vollen Stunde), aber immerhin. Produziert werden die Sendungen im Wesentlichen von freien Mitarbeitern.
Problem: im sogen. Reformstaatsvertrag haben sich Mitte des Jahres die ARD-Intendanten bzw. die zuständigen Gremien darauf geeinigt, dass bundesweit 16 Radiosender wegfallen sollen. Das betrifft also nicht nur den NDR:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/ard-radiowellen-100.html
Jedenfalls soll NDR Blue (und 15 andere Sender) Ende 2026 eingestellt werden. Da bei NDR Blue niemand fest angestellt ist, darf man befürchten, dass der Nachtclub endgültig „platt“ gemacht wird, denn außer bei den freien Mitarbeitern kann man dort wohl nichts einsparen, so jedenfalls meine Befürchtung. Die deutsche Radiolandschaft scheint also demnächst noch provinzieller zu werden. Bei den öffentlich-rechtlichen (Radio-)Anstalten nur noch Einheitsbrei aus den Charts. Herzlichen Glückwunsch!
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Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)