Antwort auf: Ich höre gerade …Country!

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latho
No pretty face

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cleetus

lathoIch finde das leicht daneben, muss ich sagen. Die Juwelen waren vielleicht nicht der wichtigste Kulturschatz Frankreichs, aber eben ein Teil davon. Gut, wenn man nicht weiß, wer Napoleon war (keiner hier im Forum gemeint), dann lacht man darüber, wie doof die Frenchies sind und was für ein Geheul sie darum machen. Und ich warte derweil auf die Vandalen von links, die zB statt Notre Dame lieber Geld in die Sozialkassen (also für die Bürokratie) haben wollten. Und bei den Amis ist es einfach: da sehe ich mir an, wie die gebannt vor den Bildschirmen sitzen, während ihr Möchtegern-Baukönig den architekturgeschichtlich völlig unbedeutenden East Wing des Weißen Hauses einreißt und ihnen die Tränen herunterrinnen. Goes both ways. Edit: Und weil ich das hier nochmal durchgelesen habe: @cleetus Das ging natürlich nicht gegen dich, war vielmehr eine Reaktion auf Late-Night-Videos etc, die mir mit dieser „Kennen wir nicht, kann weg“-Haltung mehr und mehr auf den Geist gingen.

Bin da auch immer sehr zwiegespalten, einerseits werden da nicht zu bemessende Kulturschätze gestohlen, andererseits hecken Diebe einen gewieften Plan aus und entkommen unerkannt in ihren gestreifen Diebespullovern und schwarzen Augenmasken. Würden die da, und ich verwende jetzt mal Fernsehkoch-Analogien, reingrätschen wie Gordon Ramsey und laut um sich ballern, alles kaputtmachen und dann im Panzer flüchten, fänd ich das höchst unelegant und schlecht. Wenn sich da aber zwei über so einen Aufzug ins bestbewachte Museum der Welt reinschuhbeckeln wie ein Prise Vanille in die Ingwersuppe, ist es um mein popkulturell verfettetes Hirn geschehen und ich denke in Swingmusik und sehe nur noch Panavision.

Nachvollziehbar. Zumal man ja sagen muss, dass diese Kunstschätze vernichtet werden: die werden auseinandergebrochen und eingeschmolzen, da bleibt nichts übrig. Ich bin da so empfindlich, weil vor einigen Jahren meinem (begütertem) Onkel so etwas passiert ist. Der hatte eine Sammlung fernöstlicher Fächer, die er über Jahre zusammengetragen hatte. Bei ihm wurde eingebrochen und nur die Fächer geklaut, die irgendwie Goldeinsätze hatten, man kann sich denken warum. Ersetzt hat den Schaden die Versicherung, aber mein Onkel war untröstlich.
Aber anscheinend waren die Diebe in Paris nicht so clever, sondern vielmehr das Museum so doof, wenn die Bande jetzt schon ausgehoben ist (Stehlen ist leicht, das Verkaufen und Entkommen ist der schwierige Teil). Also so doof wie die Berliner mit ihrem Münzrad oder die Dresdner mit ihrer ungenügenden Sicherung. Also Dummheit auf der einen, Gelegenheit auf der anderen. Aber klar, besser als Geballere und Gewalt. Und so etwas hält ja lange an. Du wirst von dem Einbruch im (sehenswerten) Kelten- und Römermuseum in Manching gehört haben. Die Einbrecher unterbrachen die Stromversorgung des Museums und konnten dann unbehelligt keltische Goldmünzen klauen (die Dinger waren wohl mindestens 2500 Jahre alt, mir dreht sich der Magen um, wenn ich daran denke, dass die eingeschmolzen wurden, damit sich irgendein Gangsterboss Koks kaufen kann). Ob das Museum mitschuld ist, weiß ich nicht, also ob zB eine USV zur Mindestausstattung gehört hätte. Die Münzen sind jetzt in Replik dargestellt mit einer beleidigten Bemerkung über den Diebstahl, was dem Museumsbesuch übrigens nicht abträglich ist.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.