Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

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ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

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Letzten Freitag kam außerdem ein arte-Themenabend über Kurt Cobain und Nirvana … mit dem Dokumentarfilm Montage of Heck von Filmemacher Brett Morgen von 2015 und dem Konzertfilm Live at the Paramount mit einem Konzert von Nirvana in deren Heimatstadt Seattle, Washington von 1991. Ins Deutsche übersetzt bedeutet „Montage of Heck“ … eine Collage aus der Hölle. Womit die Drogenhölle von Kurt Cobain gemeint sein dürfte. Neben seiner Beziehung zu seiner frühen Jugendliebe Tracy Marander, die in der Doku ausführlich zu Wort kommt, und später mit Courtney Love liegt der inhaltliche Schwerpunkt des Dokumentarfilms auf den gesundheitlichen Problemen Cobains. Auch seine Mutter Wendy Cobain, die mir bislang unbekannt war, spricht in der Doku.

Im Jahre 1987 nahm Kurt Cobain das erste Mal Heroin, um seine quälenden Bauchschmerzen leichtfertig selbst zu medikamentieren, was eine sich über die folgenden Jahre erstreckende Abwärtsspirale bei ihm in Gang setzte. „The downward spiral“ von Kurt sozusagen, um einen Album-Titel von Nine Inch Nails zu zitieren. Nach eigener Aussage wäre Kurt Cobain bereit gewesen, alles aufzugeben, wenn er nur von seinen Bauchschmerzen geheilt worden wäre. Auf der anderen Seite befürchtete er, gleichzeitig seine Kreativität im Hinblick auf das Schreiben neuer Songs zu verlieren ohne die körperlichen Schmerzen. Ab 1990 geriet sein Heroin-Konsum schrittweise außer Kontrolle. In dem Film „Montage of Heck“ sieht man private Heimvideo-Aufnahmen von Kurt und Courtney, wie sie mit ihrem Baby Frances Bean allesamt nackt in ihrer Wohnung spielen und tollen. Was ein paar Filmszenen der Nacktheit zu viel sind, meiner Meinung nach. Wie in einer Hippie-Kommune der 60er Jahre. Schon ein wenig befremdlich. Da hätte man stattdessen den Aufnahmen im Tonstudio zum dritten Nirvana-Album „In Utero“ mehr Raum geben können.

Außerdem sind die Schnitte stellenweise zu schnell und hastig … man sieht eingeblendete Konzertflyer, Plakate, Songlisten, persönliche Notizen von Kurt Cobain und gekritzelte Tagebucheinträge … ich musste ständig die Stopp-Taste betätigen, um das genau lesen und den deutschen Untertiteln folgen zu können. Außerdem berichtet die Doku über die Journalistin Lynn Hirschberg, die im September 1992 in dem Magazin „Vanity Fair“ einen Artikel mit der Überschrift „Strange Love“ veröffentlichte, über den Heroin-Konsum von Courtney Love während ihrer damaligen Schwangerschaft. In ihrer Reportage verglich Hirschberg das Alternative-Rock-Pärchen mit John Lennon und Yoko Ono und (wohl treffender) mit Sid Vicious und Nancy Spungen. Auf diesen Medienbericht hin entzog das alarmierte Jugendamt dem Ehepaar Cobain zeitweise das Sorgerecht für seine Tochter Frances Bean. Courtney Love versah daraufhin eine Bootleg-CD von Hole mit dem Titel „Bring me the head of Lynn Hirschberg“.

In dieser Form erinnert „Montage of Heck“ ein wenig an den umstrittenen Dokumentarfilm „Kurt & Courtney“ von Nick Broomfield von 1998, den ich mal im Frühjahr 2001 auf arte sah. Der Film „Kurt & Courtney“ geht investigativ den Gerüchten auf den Grund, ob der Tod von Kurt Cobain im April 1994 ein Mord war … um am Ende sämtliche Verschwörungstheorien dahingehend zu verwerfen. Dafür enthält die Doku „Montage of Heck“ ein paar nirvanaeske anatomische Animationsszenen. Die letzten zehn Minuten von „Montage of Heck“ gelten dem MTV Unplugged-Konzert von Nirvana im Herbst 1993. Von diesem Akustik-Konzert hätte ich gerne mehr Hintergrundinformationen erfahren.

zuletzt geändert von ford-prefect

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!