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Gestern diese Anfang 1964 fürs südafrikanische Radio gemachten ersten Einspielungen der Blue Notes. Feza, Dyani und Moholo stossen erst im Lauf der Sessions dazu (an der Trompete gibt es davor nur auf einem einzelnen Stück Dennis Mpale, ansonsten war’s ein Quintett mit zwei Saxophonen, am Bass sind Mongezi Velelo und – hervorragend! – Sammy Maritz die Vorläufer, am Schlagzeug Early Mabuza). Immer dabei sind Dudu Pukwana, Nick Moyake und natürlich Chris McGregor. Sechs der Stücke stammen von Pukwana, drei von McGregor, dazu kommt zweimal Ellington: „Take the Coltrane“ und eine wunderbare Version von Ellingtons „Angelica“, und eine ebenso bezaubernde von „Never Let Me Go“. Von zwei Pukwana-Stücken sind zudem jeweils zwei Takes dabei. Die CD war für mich damals (2002 kam sie heraus, ich hab sie wohl fast so lange) eine Offenbarung – der erste Einblick in den südafrikanischen Jazz abseits von Dollar Brand/Abdullah Ibrahim und ein paar Compilations mit Aufnahmen aus den Fünfzigern, die zwischen Jive und Kwela und Jazz unterwegs waren. Ich mag diese Sessions immer noch sehr, die Band klingt nach Art Blakeys Jazz Messengers, das Klavier funkt auch mal in der lyrisch-melodischen Art von Horace Silver – dass auch Coltrane ein Vorbild ist, ist ja klar … die Intonation passt nicht immer, manches wirkt recht ungestüm, Feza bläst auch mal flächig ruppig rein … aber genau das ist das Geheimnis: die Musiker vereint ein grosser Drang, die Aufnahmen verraten eine Dringlichkeit, es geht hier tatsächlich um etwas. Am Ende um nicht weniger als das Leben.
Im Sommer 1964 wurden die Blue Notes ans Jazzfestival in Antibes eingeladen. Direkt vor ihrer Abreise wurden in Durban Live-Aufnahmen gemacht, die erst 1995 bei Ogun erschienen sind (dann 2008 wieder in der Blue Notes-Box und 2022 erneut als Einzel-CD). Das Line-Up ist jetzt fix, aber noch zu fünft, der vergessene Nick Moyake am Tenorsax also immer noch dabei – sein Feature „I Cover the Waterfront“ ist zum Niederknien! Drei der sieben Stücke schon fürs Radio eingespielt worden („Now“, „Coming Home“ und „Vortex Special“), aber hier lässt sich die Band sehr viel mehr Raum, klingt auch besser – eingespielt, entspannt. Der Klang der Aufnahme ist dafür nicht so super, aber gut genug auf jeden Fall (das Klavier und der Bass klingen nicht gut, die Bläser schon, die Drums sind halbwegs ok aber auch etwas höhenlastig).
Es gibt aus dieser Zeit ein paar schöne Publicity-Fotos der Band in dunklen Anzügen – die Location kam mir sofort bekannt vor und im Booklet der Blue Notes-Box lese ich bei Barbara Pukwana: die Anzüge kriegten sie geschenkt für einen Gig am Autosalon in Genf (und das sei praktisch gewesen, als sie Pukwana ein paar Jahre später heiratete, er hätte dann schon einen Anzug gehabt) und dann seien sie zur Aufnahme von Promo-Fotos ans Ufers der Zürichsees gegangen. Eins steckt im Booklet von „Township Bop“, je ein weiteres auf der Rückseite des Booklets der BN-Box und in den Hüllen zu „Blue Notes for Mongezi“ und „Blue Notes for Johnny“ – das ist vielleicht das schönste, für die CD wurde es leider kleiner zugeschnitten:
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