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herr-rossi
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Um einfach nur „dunkelhäutige Menschen“ zu beschreiben, gab es im Deutschen den Begriff „Mohr“. Das Wort „Neger“ und entsprechende Varianten kam in den verschiedenen europäischen Sprachen dagegen erst mit dem Rassekonzept des 17./18. Jahrhunderts auf, das dem europäischen Kolonialismus und Sklavenhandel den legitimierenden Überbau gegeben hat. Die damals entwickelten Vorstellungen von menschlichen „Rassen“ und ihrer inhärenten Hierarchie (mit den „Weißen“ an der Spitze) ist der Kern des neuzeitlichen Rassismus und das Wort „Neger“ von seinem Ursprung her untrennbar damit verbunden.
Sklavenhandel hat es immer schon gegeben und ja, es wurden auch Europäer im klassischen Sinne versklavt oder ihnen als Leibeigene in feudalistischen Systemen wesentliche Freiheitsrechte vorenthalten. Aber das Konglomerat aus globalem Kolonialismus, Massenversklavung und Rassismus ist schon sehr spezifisch westlich.
Rassismus im „wissenschaftlichen“ Sinn kam ja erst richtig im 19. Jhd. in der Gesellschaft an. Im übrigen wie „Juden“, die damals ja auch die bösartigen Zuschreibungen erfuhren (auch der christliche Antisemitismus war ja schon existent, aber eben ohne die pseudowissenschaftlichen Elemente). Und Rassismus entsteht aus dem Übergang vom christlichen zum „wissenschaftlichen“ Antisemitismus (R. Mosse hat dazu ein ganz gutes Buch geschrieben), diese Theorien wurden dann eben er ganzen Welt übergestülpt. Vorher, vor allem im 16./17. Jahrhundert war es ja ganz normal Sklaven zu nehmen, zumeist sehr grob christlich begründet.
Will sagen: sowohl „Neger“ als auch „Jude“ hatte verschiedene Bedeutungen, je nach Sprecher, je nach Zeit. Kontext ist also wichtig, etwas, an dem es Identitären aber grundsätzlich mangelt.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.