Re: Michael Jackson

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herr-rossi
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Tiny DancerInteressiert habe ich jetzt diesen Thread verfolgt und muss mich doch wundern: ich bin alles andere als ein Fan Michael Jacksons, doch dass hier teilweise versucht wird, seine Karriere auf die ersten beiden Alben zu reduzieren und ihm seine Fähigkeiten als Musiker und Songschreiber abzusprechen, empfinde ich schon als äußerst fragwürdig.
Die Platten nach Thriller hatten genauso ihre Höhen und Tiefen wie das gehypte Album selbst. Wer behauptet Billie Jean und Beat It seien seine einzigen Sternstunden des Songwritings gewesen und danach sei nichts mehr gekommen, liegt falsch wie er nur falsch liegen kann. Melodien wie den Earth Song, das unterschätzte Stranger in Moscow oder das unbekannte Morphine zu komponieren schafften in der Geschichte der Popmusik gerade mal eine handvoll Leute. Das Problem war nicht, dass Jacksons Musik soviel schlechter wurde, das Problem war dass die Welt ihn mehr und mehr als Freak wahrnahm.

fincky87Das sicherlich nicht, aber man könnte zur Abwechslung auch mal gezielter über die Musik diskutieren. Ansonsten schreibt jeder „Off The Wall“ und „Thriller“ – top bis ganz ok und der Rest nicht nennenswert.

Sorry, aber das bleibt meine Quintessenz. OTW und Thriller höre ich in den letzten Tagen wieder mit Begeisterung, da stimmt einfach alles, das sind perfekte Pop-Alben – mühelos, mit Witz und Seele. Keine Ahnung, wo man bei Thriller „Bombast“ hört, wie WD meint. Meint er Vincent Prices Monolog? Das bißchen B-Movie-Ästethik und Monster Mash-Appeal im Titelsong, der doch vor allem ein unglaublich zwingender Disco-Track ist? It was a graveyard smash.

Bei Bad spürte man seinerzeit dagegen schon unangenehm, wie darum gerungen wurde, dass es ein weiteres „Hammeralbum“ wird – und so unerbittlich knallen dann auch die Drums. The Way You Make Me Feel und Smooth Crimimal mochte ich damals, die sind aber nicht gut gealtert (um mal eine beliebte Formulierung zu bemühen). Der Titelsong müht sich krampfhaft darum, ein Ohrwurm wie Beat It zu sein und scheiterte. Liberian Girl ist hübsch. Aber wirklich großartig war nur Dirty Diana.

Alles, was an Bad schon nicht mehr toll war, war auf Dangerous dann schlecht. Das war 1992 hoffnungslos veraltete Musik, auch wenn gelegentlich noch mal eine Melodie aufblitzte. Überlange Tracks, kaum einer unter 5 Minuten, und Chöre simulierten Relevanz – es war nicht schön. Reizvoll finde ich nur Give In To Me, dabei ist das nur Dirty Diana II, nun mit noch mehr sleazy Saitengezerre, Slash wollte gar nicht mehr aufhören. Auf Beat It hatte Eddie Van Halen nur knapp 30 Sekunden Solo und einen zwingenden Riff gebraucht, um alles zu sagen.

HIStory – wer wollte denn das unfunkige Gedengel, das sich sich seit Bad breit gemacht hatte, in Zeiten von P-Funk und Triphop noch hören? Scream konnte immerhin noch mit dem grandiosen Clip punkten, Morphine hat einen interessanten Mittelteil, der andeutet, was er hätte machen können, wenn er nicht aufs falsche Gleis geraten wäre.
Ansonsten ein einziges Abkupfern: They Don’t Care About Us ist We Will Rock You, Stranger In Moscow ist ein verwässertes Streets Of Philadelphia (was ja seinerseits schon ein verwässertes Unfinished Sympathy war), und wo genau bei Stevie Wonder You Are Not Alone geklaut ist, fällt mir nachher wieder ein … Und dann Earth Song – Himmel! Eine pompöse Travestie von Yellow Brick Road und der Clip gehört zum Grauenhaftesten, was je auf MTV zu sehen war. Das ausgerechnet dieser Mist sein erster Nr. 1-Hit in Deutschland wurde, ist ein schlechter Witz.
Wie man hier Songs hört, die Beat It, Billie Jean oder Thriller gleichrangig sein sollen, kann ich nicht nachvollziehen.

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