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der artikel von Diederichsen in der faz ist wirklich gut, und frei vom jedem klatsch und tratsch.
Genau das hat die Postmoderne oft vergessen: dass man sich nicht frei, sondern gegen etwas erfindet, gegen etwas, dessen Macht nicht von alleine nachlässt, sonst hätte man ja zu dieser Erfindung wenig Grund. Die selbstreflexiv gewordene Popmusik bot semiologische Kniffe und Kabinettstückchen an, aber Jackson kannte nur die Arbeit am Körper. Die Fortsetzung des Tanz-Trainings mit anderen Mitteln: Das waren Chirurgie, Medikamente, Sauerstoffzelte, Sekten und Spökenkieker. Ähnlich wie die besessen trainierende Madonna haben viele die postmodernen Versprechungen direkt ihrem Körper zugemutet.
Auf die vielbeschworene Erkenntnis von der kulturellen Konstruiertheit von Rasse, Geschlecht, sozialen Positionen wurde nicht mit deren kultureller Kritik reagiert, sondern voluntaristisch materiell mit dem Skalpell und stählernen Fitness-Programmen schon mal bei sich selbst begonnen. Die geradezu parodistische Rekonstruktion des väterlich-fordistischen Motown-Imperiums durch ein monströses Königreich mit gekauften Kindern und kitschigen Obsessionen setzte mit anderen Mitteln fort, was allein nicht zu schaffen war.
Auch darin ist Jackson symptomatisch für die historische Verschiebung der vergangenen Jahrzehnte: An die Stelle des väterlichen Befehls ist der getreten, den wir uns selber geben – du sollst nie aufhören, dich zu optimieren! Selbstdisziplin ist gnadenloser als Gehorsam. Sie kennt kein protestierendes Gegenüber, kein Aushandeln, kein Verweigern. Der Verfasser der größten hedonistischen Hymne, „Don’t Stop Till You Get Enough“, hat Hedonismus nie gelernt, er konnte sein eigenes Programm nur als Gnadenlosigkeit gegen sich selbst durchsetzen.
an madonna musste ich auch denken, sie sieht ja auf jedem neuen bild jünger aus.
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Look out kid You're gonna get hit