Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Hagen – Im Tal der Nibelungen (Cyrill Boss / Philipp Stennert, 2024)
Ziemlich furchtbar. Das Regieduo schafft es nicht, auch nur einem der Darsteller eine brauchbare Leistung zu entlocken. Alle Emotionen, alle Konflikte werden immer nur behauptet, zu sehen bekommt man sie nie. Nicht die Liebe zwischen Kriemhild und Siegfried, nicht das Verlangen von Gunter nach Brunhild. Der Film vermittelt niemals mehr Emotionen als eine Folge Terra X History und lässt den Betrachter so kalt, wie es die gezeigten Schneelandschaften sind. Was zu einer seltsamen Situation führt, denn einerseits ist der Film mit seinen 139 Minuten viel zu kurz, um dem Stoff gerecht zu werden, andererseits aber aufgrund seiner Umsetzung auch etwa 130 Minuten zu lang.
Die mittelalterliche Welt besteht hier lediglich aus ein paar kargen und schmutzigen alten Gemäuern, die so ärmlich ausgestattet sind, dass der Verdacht naheliegt, man habe einfach die nächstbeste Ruine als Drehplatz genommen. Ansonsten gibt es ein paar schlechte CGI-Gesamt-Ansichten der Stadt Worms und ein paar Wälder und Wiesen, gerne mit viel Schneegestöber oder Nebel. Auch das wirkt mehr nach Terra X als nach hochwertiger Filmproduktion. Ansonsten erfährt man nichts über die Welt, in der das alles spielt, was das ständige Gequatsche Kriemhilds, es müsse Veränderungen geben, komplett verpuffen lässt. Zumal auch die angestrebten Veränderungen nie mit Inhalt gefüllt werden.
Auch die größtenteils fehlenden Schauwerte jenseits der Stadt machen die Sache nicht besser, so wird beispielsweise Siegfrieds Kampf mit dem Drachen zwar thematisiert, aber eben auch nur in Dialogen. Die Schlachten sind im Vergleich zu anderen Produktionen viel zu bieder dargestellt, eine wird erst gar nicht wirklich gezeigt, sondern der Schnitt springt ständig zwischen Aufnahmen (eher Schnippseln) des Kampfes und der anschließenden Siegesfeier hin un her. Wobei die Feier ausschaut wie jeder x-beliebige Rave. Das passt zwar durch Darstellung des Siegfried, der dem Zuschauer als cool und sexy in Form einer Mischung aus Brad Pitt und David Beckham präsentiert wird, aber im Rahmen des Films wirken sowohl der Rave als auch Siegfried wie aus der Zeit gefallene Fremdkörper. Wo ich gerade etwas von sexy schrieb, fällt mir wieder die furchtbar biedere Darstellung von Sex in diesem Film ein.
Schlussendlich muss ich aber sagen, dass es klar mein Fehler war, überhaupt in den Film zu gehen. Manchmal ist es halt doch sinnvoll, im Vorfeld ein paar Informationen einzuholen. Hätte ich gewusst, dass das Regieduo für solche Dinge wie Die Pro7 Märchenstunde und Neues vom Wixxer zuständig war, ich wäre sicher nicht ins Kino gegangen.

zuletzt geändert von motoerwolf

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame