Antwort auf: 2022 & 2023 & 2024: jazzgigs, -konzerte, -festivals

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Peter Evans EXTRA feat. Petter Eldh & Jim Black
Moods, Zürich – 08.10.2024

Peter Evans – trumpet, piccolo trumpet
Petter Eldh – double bass, electric guitar, electronics
Jim Black – drums, electronics

Zwei kurze Sets von je 35-40 Minuten spielte das Trio von Peter Evans am Dienstag im Moods. Sie wirkten auf mich recht unterschiedlich, beide funktionierten jedoch hervorragend. Im ersten fingen die Begleiter mit Elektronik an (man sieht das Zeug ein wenig auf den Fotos, das vor Eldh ist kein Notenpult sondern ein Ständer mit seinen verkabelten Gerätschaften, bei Black sah es nach Laptop aus, aber wenn er da spielte, sah es oft danach aus, als würde er auf irgendwelche Pads trommeln), während Evans an der kleinen Trompete einstieg. Kleine Motivkürzel, endlos repetiert, sehr auf den Rhythmus fokussiert. Allmählich wechselten Black und Eldh die Instrumente, es folgten Verdichtungen bis an die Schmerzgrenze – auch was die Lautstärke anbelangt. Evans wechselte zwischen Trompete und Piccolo-Trompete hin und her, vokalisierte beim Blasen, setzte immer wieder Zirkuläratmung ein, spielte ohne Mundstück und mit Einsatz des Mikrophons und hatte so eine ähnlich grosse Klangplalette zu bieten wie die zwei Kollegen, von denen Black im Publikum enorm beliebt zu sein schien (manche kamen wohl seinetwegen). Im Lauf des Sets gab es dann auch ruhigere Passagen – auch stillere, melodiefokussiertere. Das ganze Set wirkte perfekt getaktet, ging wohl durch sechs oder sieben Teile (ob da vorbereitetes Material eingesetzt wurde oder das alles frei entstand, war nicht zu beurteilen, aber die drei haben ja gerade ein Album für We Jazz produziert, das es auch bereits zum Kauf gegeben hätte). Als ganzes war das Set enorm dicht und intensiv, fast plättend in seiner Wucht, eine immense Klangmauer, die da aufgebaut wurde. Evans spielte fast ohne Unterbruch durch und immer wieder wirkten die drei wie eins, als würden sie förmlich gemeinsam denken und in vollkommenem Einklang spielen.

Im zweiten Set wirkte das Trio merklich breiter aufgestellt, es gab wieder unglaublich laute, intensive Momente – auch welche, in denen Eldh, der auch an der Elektronik für die Basslagen zuständig war, den ganzen Raum vibrieren liess, dass das richtig durch Mark und Bein ging. Aber jetzt wirkte alles offener, es wurde geatmet, Evans setzte manchmal für ein paar Momente aus, es gab mal eine Art Bass-Solo, ein Schlagzeugsolo – aber eigentlich solierten Evans und Black eh ständig, genau wie sie auch ständig banddienlich unterwegs waren: Melodie und Rhythmus verschmelzen bei diesem Trio ebensososehr wie es Solieren und Begleiten tun. Auch in der offeneren Gangart des zweiten Sets war die Einheit der drei beeindruckend. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob ich die zwei Mitmusiker von Evans in anderen Rahmen auch nur halb so gut finden würde: es ist schon das unglaublich reiche Spiel des Trompeters, das hier alles transzendiert, das auch eine potentiell unerträglich dichte Musik aufschlüsselt und endlos faszinierend macht – selbst wenn er zirkuläratmend eine Minute lang ein dürftiges Kürzel völlig varitionenfrei wiederholt. Einen irren Sog entwickelte das. Und die drei wissen das wohl und halten die Sets daher auch eher kurz, damit es nicht zum völlig Overkill wird. Intensiv, faszinierend, und am Ende völlig überzeugend.

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