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ford-prefect Feeling all right in the noise and the light
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Vorgestern war ich bei Cherie Currie, die ehemalige Stimme von The Runaways, im 7er-Club in Mannheim, die nach längerer Bühnenabstinenz eine Europatour unternahm, mit einem Auftritt auf dem Wacken Open Air. Das Tourfinale fand nun in Mannheim statt. Cherie Currie spielte den Runaways-Song „Queens of Noise“ als Opener sowie ihren Signature-Song „Cherry Bomb“ zum Schluss und Songs von ihrem 2019 erschienenen Solo-Album „Blvds of Splendor“, das von Guns N‘ Roses-Drummer Matt Sorum produziert wurde, etwa das mit Billy Corgan als Co-Writer entstandene Titelstück und „Mr. X“, eine Komposition von Slash.
Als Support trat die Glam-Metal-Band Shameless auf, mit dem deutschen Schlagzeuger Markus Herzog aus Waghäusel bei Karlsruhe und dem Bassisten Alexx Michael aus München. Die Besetzung von Shameless war gleichzeitig die Begleitband von Cherie Currie. Nach dem Konzert sprach ich mit Shameless-Sänger Stevie Rachelle, der außerdem der Glam-Metal-Band Tuff angehört, die auf dem Sunset Strip in Los Angeles aufwuchs, am Merchstand. Im Internet las ich später, dass Stevie Rachelle in dem kultigen Dokumentarfilm The Decline of Western Civilization: The Metal Years von 1988 mitwirkt. Also hab ich mir die Doku von Filmemacherin Penelope Spheeris, die zudem 1992 die Musikkomödie „Wayne’s World“ gedreht hat, jetzt auf YouTube angeschaut. Der erste Teil „The Decline of Western Civilization“ von 1981 beschäftigte sich mit Punk Rock, im zweiten Teil von 1988 geht es um Heavy Metal. Beide Dokus gelten als historische Standardwerke. Habe mir aber mehr von Teil zwei versprochen: Darin äußern sich Steven Tyler und Joe Perry von Aerosmith, Motörhead-Lemmy, Gene Simmons und Paul Stanley von Kiss, Poison, Alice Cooper und die Haarspray-Metal-Band London über Themen wie Groupies, Aids, Geld, schneller Ruhm und alltägliche 9 to 5-Jobs. Außerdem gehen sie der Frage nach: Können Frauen Rock’n’Roll spielen? In Bezug auf Kokain lacht Aerosmith-Sänger Steven Tyler: „Ich habe ganz Peru durch meine Nase geschnupft.“
Unterdessen steht Ozzy Osbourne in seiner Küche an einem dampfenden Herd und bereitet sich Spiegeleier mit Speck in der brutzelnden Bratpfanne zu, während Ozzy bekennt, dass das Tourleben als Rockstar eine harte Knochenmühle sei, wenn man jeden Abend auf der Bühne den Gute-Laune-Rocker raushängen lassen muss, obwohl man im Inneren oftmals an depressiver Verstimmung leidet. Und die Rockband Odin planscht nachts mit einem Haufen Mädchen in einem Whirlpool mit rot-weißen Budweiser-Dosen in den Händen. Zwischendurch sinniert Gitarrist Chris Holmes von W.A.S.P., der ebenfalls in einem Swimmingpool liegt, über seinen immensen Alkoholkonsum. Dabei sitzt seine Mutter konsterniert am Beckenrand. „Wie war es in der Betty-Ford-Klinik?“, will die Reporterin von Ozzy Osbourne wissen. Meistens geben die Musiker ähnlich lautende Antworten von sich. Nicht besonders erhellende Äußerungen.
Auf der Klampfe des Megadeth-Gitarristen prangt der Aufkleber „Fuck the PMRC“. Die Abkürzung steht für „Parents Music Resource Center“, eine 1985 von der Aktivistin Tipper Gore, der Ehefrau des demokratischen US-Vizepräsidenten Al Gore, gegründete Organisation, die dem zeitgenössischen Heavy Metal vorwarf, die Jugend zu verrohen. Der Initiative PMRC verdanken wir den schwarz-weißen Sticker „Parental Advisory“ auf verschiedenen Rock- und Metal-Alben, die „explicit lyrics“ und „strong language“ enthalten. Den Glam-Metal-Sänger Stevie Rachelle konnte ich aber in dem Dokumentarfilm nicht entdecken.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!