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Anonym
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Nach ein paar allgemeinen, schlecht gelaunten Sätze von heute Morgen wollte ich noch ein bisschen mehr schreiben
Ich habe Taylor Swift in ihrer ersten Pop Phase kennengelernt: 1989, Reputation,Lover – und sie hat mich damals nicht sonderlich angesprochen (Reputation finde ich heute noch das beste dieser drei Alben). Ich habe von Anfang an immer gerne Parallelen zu Mylène Farmer gesucht, dem größten Popstar in Frankreich, aber meist eher Gegensätze zwischen beiden gefunden. Natürlich ist Farmer eine Generation älter, aber die Unterschiede liegen sicherlich nicht nur im Altersunterschied. Die Französin (eigentlich gebürtige Kanadierin) ist schon im Hinblick auf die mediale Allgegenwart von Swift das diametrale Gegenteil. Sie ist nicht in in den sozialen Medien unterwegs, sie hat nicht einmal eine Website. Sie verschwindet außerhalb ihrer Tourneen und abgesehen von wenigen Promoauftritten bei Veröffentlichung eines neuen Albums komplett aus der Öffentlichkeit. Sie war nicht einmal bereit, im Rahmen der Olympischen Spiele in Paris bei Eröffnungs- oder Schlussfeier aufzutreten. In ihren Shows und Texten verkörpert sie das Dunkle und Pessimistische. Sigmund Freud wäre bestimmt ein Fan im Hinblick auf die vielen Anspielungen auf Tod und Sex. Farmer war letztes Jahr in Frankreich in den Stadien unterwegs. Die Konzerte in Paris sind buchstäblich Minuten vor Einlass gecancelt worden wegen der damaligen Unruhen im Juni/Juli (ich war selber vor Ort. Die Presse hat das total aufgebauscht, aber das ist jetzt hier nicht das Thema). Jedenfalls spielt Farmer dieses Jahr im September dann noch dreimal im Stade de France. Letztes Jahr hatte ich sie in Lille, Brüssel und Genf gesehen und damit auch noch einmal zurück zu Taylor Swift: Swift bietet halt sozusagen die amerikanische Seite des Entertainments, fröhlich, eher extrovertiert, weniger intellektuell, sicherlich in Teilen auch etwas kitschig. Farmer nennt ihre Tour Nevermore, die vielen Anspielungen auf Edgar Allan Poe sind unübersehbar. Sie hat in der Vergangenheit auch Texte von Baudelaire vertont. Ob die Autorin des Rolling Stone das jetzt weniger langweilig fände? Ich mag einfach beide Künstlerinnen. Und einige der Autoren, zum Beispiel in der FAZ, haben auch darauf hingewiesen, dass sich im Moment viele Leute einfach mal danach sehnen, positiv unterhalten zu werden. Ich bin keine Teenagerin, ich bin Ü55, und habe mich trotzdem sehr gut unterhalten gefühlt. Ich hatte einfach über 3 Stunden Spaß. Und meiner Freundin ging es genauso. Ich denke, man soll auch gar nicht so viel da rein interpretieren. Swift ist einfach Entertainerin. Sie hat sicherlich den Drang, von allen geliebt zu werden, und dafür gibt sie sich aber auch verdammt viel Mühe und ich denke, das kann man einfach auch mal so stehen lassen. Man muss nicht immer über alles nur meckern. Und ich freue mich trotzdem genauso auf Bob Dylan, ich freue mich auf die drei ausstehenden Auftritte von Mylène Farmer in Paris im Herbst. Und wer weder mit Dylan, noch mit Pop was anfangen kann, genießt trotzdem meinen Respekt. Mich nervt tatsächlich schon diese betulich-pädagogische, eigentlich aber passiv aggressive Überschrift des Artikels.
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