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Letztens gewann ich völlig unerwartet ein kleines Incentive meines Arbeitgebers und beschloss, mir mal einen Bluetooth-Kopfhörer zuzulegen, da mein kabelgebundener Kopfhörer es vielleicht nicht mehr lange machen würde, wenn er ständig auf den Parkettboden kracht, weil ich mich mal wieder im Kabel verheddert habe.
Meine Wahl fiel nach längerer Recherche und gedanklichem Hin- und Her-Wälzen (bis in meine Träume hinein) auf den Sony WH-1000XM4. Mir gefiel das schlanke Design, die Testberichte waren gut. Mir schien auch die App erschöpfend gut entwickelt mit vielen Einstellmöglichkeiten am Equalizer. Dass Ohrmuschel und Kopfbügel mit Nappaleder überzogen sind, verdrängte ich im Laufe meiner Entscheidungsfindung, denn eigentlich widerte mich der Gedanke an, tote Tiere an meine Ohren pressen zu müssen. Andererseits habe ich auch ein Paar Lederschuhe, sagte ich mir. Meine Mauken in Tierhaut zu kleiden, schien mir also moralisch keine großen Sorgen zu bereiten. Also vor Ort den Sony WH-1000XM4 gekauft. Eigentlich war alles gut – Sitz, App, Features, perfektioniertes ANC, Handling, Gewicht, Einklappfunktion – aber was nützt es, wenn der Sound so bescheiden ist? Der überpräsente Bass walzt sich opak über den Track, das Soundbild ist zweidimensional, kaum räumliche Tiefe, die Höhen quaken und krächzen, nichts bildet eine Einheit. Ich hörte Mind Over MIDI feat. Paul St. Hilaire mit „Ital Swing“ und hörte es doch nicht.
So ging es drei Tage lang: Verschiedenste Musik getestet, am Equalizer rumgespielt, nichts half. Der Sound blieb künstlich aufgepumpt und ohne Zusammenhang. Mein Kabelkopfhörer (Sennheiser HD 555) ist zwar gut, aber jetzt auch nicht gerade die Krone der Kopfhörerkunst, trotzdem um Längen besser, dynamischer und ausgeglichener. Vielleicht sind Bluetooth-Kopfhörer ja doch nichts für mich, dachte ich. Vielleicht passt Bluetooth mehr für Menschen, die sich gerne im Alltag vollumfassend mittels Basswalzen von der Realität entwummern lassen wollen. Aber einen weiteren Kopfhörerversuch wollte ich trotzdem noch wagen, zumal ich mir parallel schon einen HiFi-Bluetooth Transceiver ausgesucht hatte, um meinen Receiver Bluetooth-fähig zu machen, und der schon auf dem Weg war.
Erstmal wieder zurück mit dem Sony WH-1000XM4. Mein Incentive-Geld ließ noch ein Upgrade zu, ich legte also 80 Euro drauf und nahm den Bowers & Wilkins Px7 S2e mit. Schwerer, weniger Features, kein perfektes ANC, App mit wenigen Einstellmöglichkeiten, Equalizer rudimentär. Der Sound: Dreidimensional, Bass präsent ohne zu wälzen, Höhen voll und offen, der Soundraum unmittelbar nachzuvollziehen. Bin total begeistert. Um Welten besser als nach der XM4-Erfahrung erwartet. Einen Equalizer benötige ich gar nicht, er kann sowieso kaum was, hat nur einen Höhen- und einen Tiefenregler. Die Tiefen habe ich etwas rausgenommen, seitdem den Equalizer nicht mehr angefasst. Die App ist auch völlig ausreichend. KeinTier musste für diesen Kopfhörer sterben. Mein Sennheiser liegt jetzt in der Schublade. Ab und an gebe ich ihm einen Kuss.
Epilog: Der HiFi-Bluetooth Transceiver FiiO BTA30 Pro kam am nächsten Tag. Ich habe ihn über Toslink an den Receiver angeschlossen. Klappt alles perfekt, nachdem ich mich ein bisschen eingefummelt hatte. Höre gerade eine LP auf dem Bluetooth-Kopfhörer mit Bluetooth-Codec AptX HD. Macht alles sehr viel Spaß.