Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › THE LIBERTINES – All Quiet on the Eastern Esplanade (08.03.2024) › Antwort auf: THE LIBERTINES – All Quiet on the Eastern Esplanade (08.03.2024)
firecrackerPeople are people… Natürlich wäre die Welt ohne Plattenrezensionen noch viel trauriger. Es geht (mir) auch gar nicht so sehr ums Ergebnis, sondern vielmehr um den Diskurs.
hurley@bullitt: Ich kann deiner Kritik an der Musikkritik natürlich folgen nur wenn es sie nicht gäbe, würde sie mir sehr fehlen (und ich schätze anderen auch). Da ich keine podcasts höre (zumindest nicht zu Musikthemen) nervt sie mich auch weniger: zumindest schätze ich es sehr wenn ich Zusatzinformation zu aktuellen Alben bekomme von denen ich nichts wissen konnte, höre dann auch oft genauer hin. Und Fehler passieren jedem Mal. Gut..als Kritikerin nicht zu wissen wer Sonic Youth ist… ist schon recht seltsam.
Nur um das noch abzuschließen, ich begrüße natürlich auch Diskurs über Musik und verschlinge Zusatzinfos zu Künstlern und Alben, die mit etwas bedeuten. Mir geht es wirklich nur um dieses Zensuren verteilen selbst ernannter Experten, dieses lapidare Abkanzeln von Kunst, was in schriftlicher Form lange auch noch so eine seriös anmutende Legitimation hatte, sich aber im Podcast-Zeitalter endgültig überlebt hat. Wenn eine 25-jährige nichts mit den Black Crows anfangen kann oder nicht weiß, wer Sonic Youth waren, kein Problem, wenn Maik Brüggemeyer das Taylor Swift Album zu lang ist und er von der zweiten Hälfte nur noch die Texte überfliegt, auch kein Ding, aber von solchen Leuten muss ich mir dann halt nix mehr zu den entsprechenden Alben erzählen lassen.
firecracker
bullittAuf Kosten der Kreativität wäre ja schlimm, aber Solokünstler können sich glaube ich eher verändern, ohne einem Sound oder einem alten Zeitgeist Gerecht werden zu müssen und damit auch leichter von einem Früh- in ein Alterswerk switchen.
Vielleicht gibt’s auch einfach Künstler, die früh ihren kreativen Höhepunkt erreichen, andere später. Ganz unabhängig vom Alter und davon ob Band oder Solo-Künstler. Vielleicht können manche in jungen Jahren besser den Moment einfangen und andere besser Erlebtes reflektieren.
Ja, das spielt bestimmt auch eine Rolle. Ich denke aber, wenn man als Band einen Signaturen Sound gefunden hat, in dem verschiedene Mitglieder entscheidende Funktionen übernehmen, ist es schwerer, sich davon wieder zu lösen. Dann klingst du als AC/DC über vierzig Jahre gleich, als Bowie kannst du dich hingegen von Album zu Album komplett neu erfinden und dich flexibler mit dem Zeitgeist auseinandersetzen.
Aus diversen Gründen. Mir waren die Libertines 2002 unheimlich. So viel Spannung lag da in der Luft. Diese unvergleichliche Aura der Unberechenbarkeit! Nie wieder so erlebt. Sie waren so aufgeregt in Hamburg spielen zu dürfen, der Stadt der Beatles. :) Ist natürlich nicht die Schuld der Band, dass das jetzt alles weg ist. Wäre ja gar fatal, wenn ein Vater einen unberechenbaren Eindruck vermitteln würde. Bei den Libertines hatte man halt auch den Eindruck, dass sie nie eine Rolle gespielt haben, sondern dass alles echt war. Und wahrscheinlich wusste man schon damals, dass die das so nicht lange durchhalten würden, was den Moment um so kostbarer gemacht hat. Ich weiß nicht, ob ich ohne die Libertines jemals zu Oscar Wilde gefunden hätte. Also so richtig gefunden. Mit Begeisterung. Vielleicht würde ich ihn heute nur als Namen wahrnehmen.
Schön beschrieben und ja toll, wenn die Band so eine wichtige Funktion für dich hatte und Türen geöffnet hat. So ein Momentum ist natürlich unmöglich von Dauer. Bei Doherty habe ich aber bis heute das Gefühl, dass er „echt“ ist. Bei der arte Doku „The Fantasy Life Of Poetry And Crime“ mit Frederic Lo in dem abgeschieden Haus in der Normandie hätte ich keinem sonst diese schrullige, aus der Zeit gefallene Rolle abgekauft, die Pete da mit Zeitung und Schreibmaschine am Küchentisch spielt, oder eben nicht spielt. Deshalb finde ich es bis heute sehr spannend, ihm auf den verschiedenen Stationen seiner Transformation zu folgen und die zwischenzeitlichen Reunion mit den ebenso alternden Bandkollegen von eins gehören da eben mit dazu. Finde ich interessanter, als wenn es jetzt eine Up The Brackets-Gedächtnisplatte gegeben hätte, auf der sie sich selbst in jungen Jahren imitieren.
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