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Hab das zweite Semifinale inzwischen gesehen und muss sagen, es war eine großartige Show, auch wenn es natürlich einige reichlich standardisierte Dance- und Balladen-Beiträge gab. Das Ausscheiden von Tschechien bedauere ich ebenso wie das von Polen, das waren zwei tolle Pop-Songs auf der Höhe der Zeit. San Marino hätte ebenfalls ein Fortkommen verdient gehabt, und auch der spanische Beitrag war unterhaltsam. Die Esten empfand ich auch als Gurkentruppe, Rumgehampel einiger älterer Herren, die meinen, man wäre in Schwarz automatisch cool.
Das alles wurde aber aufgewogen durch einige richtig starke Beiträge (wie erwartet u.a. von Armenien und Norwegen), allen voran der nonbinäre Schweizer. Für einen fesselnden Auftritt braucht man entgegen dem unzerstörbaren Mythos eben auch beim ESC keine große Choreo, Feuereffekte und fliegende Unterhosen (auch wenn das alles natürlich dazu gehört). Ein vielschichtiger, dynamischer Song, absolut souverän performt. Da kann in meinem Ranking nur der ebenfalls nonbinäre Ire dagegenhalten. Bambie Thug wird sicher auch weit vorne landen, aber ich tippe mal, dass es die Abstimmung auf ein Duell zwischen Nemo (Schweiz) und Baby Lasagne (Kroatien) hinauslaufen wird.
Bei männlichen Balladensängern bin ich ja immer etwas reserviert. Umso erstaunter war ich, wie sehr mich der französische Beitrag von Slimane gepackt hat. Tolle Stimme und Bühnenpräsenz, und das Spiel mit der POV-Kamera kam überzeugend. Überzeugend finde ich auch, wie Slimane klassischen Chanson mit algerischen Vibes interpretiert.
Und der eingenständige Ansatz hob für mich, im Gegensatz zu @sparch, den griechischen Beitrag deutlich aus den Dancefloor-Nummern hervor. Das ist aktueller Reggaeton mit starker regionaler Akzentuierung, schlackefrei auf den Punkt produziert und lässig choreographiert.
Damit entthronte Marina Satti auch den artverwandten italienischen Beitrag, den ich zwar musikalisch auch gelungen finde, der aber leider durch die vegetabile Optik der Klamotten und der Bühnenprojektion schweres Augenflimmern verursachte. (Der musikalisch sehr ansprechende portugiesische Beitrag litt dagegen unter der unpassenden Choreo.)
Meine Top 10:
01 Bambie Thug – Doomsday Blue | Ireland
02 Nemo – The Code | Switzerland
03 Ladanavia – Jako | Armenia
04 Slimane – Mon Amour | France
05 Gåte – Ulveham | Norway
06 Marina Satti – Zari | Greece
07 Baby Lasagna – Rim Tim Tagi Dim | Croatia
08 iolanda – Grito | Portugal
09 Olly Alexander – Dizzy | United Kingdom
10 Angelina Mango – La noia | Italy
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