Antwort auf: THE LIBERTINES – All Quiet on the Eastern Esplanade (08.03.2024)

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bullitt

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Beiträge: 20,757

hurley@bullitt: Es sei Dir unbenommen über die Sinnhaftigkeit von Kritiken zu philosophieren. Selbst halte ich sie für sehr sinnvoll und ich lese zu gern Kritiken auch wenn ich mit dem Geschriebenen nicht übereinstimme. Soviel Resilienz kann hoffentlich jeder noch aufbringen in diesen sensiblen Zeiten…Natürlich vergleiche ich Alben miteinander. Das tue ich auch mit Filmen, Büchern etc. … Dabei interessiert es mich zwar schon wie Volk und Fachpersonal das sehen…

Ja, sorry, dass ausgerechnet du dir das jetzt von mir anhören musstest. Ich habe mich lange gar nicht mehr mit Musikkritik beschäftigt und das vor kurzem in Form von Podcasts wieder getan und das nervt etwas. Es geht mit dabei überhaupt nicht darum, dass da Meinungen kolportiert werden, denen ich nicht zustimme. Ich kann nur mit dem mathematischen, oberlehrerhaften und statistischem  Ansatz gar nichts mehr anfangen, ein Kunstwerk (bei Filmen und Büchern geht es mir da nicht anders) möglichst schnell zu bewerten, einzusortieren und abgleichen zu wollen. Das war lange eine Krücke, weil man halt schauen musste, in was man sein begrenztes Budget investieren wollte, aber ein Shoutout aufs Streaming, dass diese Zeiten glücklicherweise vorbei sind und man solche Mechanismen und deren Gatekeeper nicht mehr braucht. Und den Begriff „Fachpersonal“ sehe ich nun auch mit etwas anderen Augen, wenn ich mir anhöre, wie sich alleine schon die Podcaster vom Rolling Stone ihre Meinung bilden. Wolfang Doebelings, der zwar auch mal nervte, von dem man aber so viel lernen konnte, gibt es da jedenfalls keine mehr. Bei Torsten Groß schwadronierte gerade eine Expertin vom Tagesspiegel über das neue Kim Gordon-Album, um nach fünf Minuten einzugestehen, dass sie nicht wusste, wer Sonic Youth sind und RS-Nachwuchs Jan Jekal muss bei Pearl Jam oder Nick Cave erst mal zugegeben, die Diskografie in Vorbereitung mal auszugsweise quer gehört zu haben. Da bin ich inzwischen dann doch lieber mein eigener Experte.

 „Up The Bracket“ ist und bleibt nun mal ein außergewöhnlich geiles Album. Das sehen zum Glück sehr viele andere Menschen auch so.

Na klar, ich natürlich auch. Nur mache ich das nicht zur Grundlage, mir ein neues Album der Band madig zu machen. Es ist vielmehr Grundlage dafür, alles weitere erst mal automatisch abzufeiern. Im Zweifelsfall bin ich da zunächst tausend Mal lieber Fanboy als „Kritiker“.

firecracker
Würde dir gerne zustimmen, aber kann das nicht, denn mir geht’s da ganz anders. Ich will auch keine „anpassungsfähige“ Musik. Zumindest nicht auf Kosten der Kreativität.

Das meinte ich auch nicht. Auf Kosten der Kreativität wäre ja schlimm, aber Solokünstler können sich glaube ich eher verändern, ohne einem Sound oder einem alten Zeitgeist Gerecht werden zu müssen und damit auch leichter von einem Früh- in ein Alterswerk switchen.

Muss mal nach Richard Linklater schauen. Der Name sagte mir bisher nichts.

Mach mal. Linklater ist für seine Langzeitprojekte Boyhood oder die Before Sunset-Reihe bekannt, in denen er seine Schauspieler und deren Protagonisten über Jahrzehnte real altern lässt. Daher der Vergleich zu den Libertines. Wegen des übersichtlichen Outputs entsteht da ein ähnlicher Effekt, den ich sehr spannend finde.

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