Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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yaiza

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5. April 2024, Pierre Boulez Saal, Berlin

William Youn, Klavier
Péter Eötvös Erdenklavier – Himmelklavier (2003)
Maurice Ravel Une Barque sur l’océan (aus „Miroirs“, 1904/05)
John Adams Phrygian Gates (1977) // Pause
Franz Schubert Klaviersonate A-Dur, D 959 (1828)

Schon beim Lesen im Programmheft des Boulez Saals wusste ich, dass mir diese Zusammenstellung sehr gefallen wird. Eötvös‘ Erdenklavier – Himmelklavier hatte ich bisher noch nicht gehört, aber das weitere Programm versprach interessante Einblicke über die gleich in den Sinn kommenden scheinbaren Wellen-, Wasserbewegungen und Wiederholungen von Mustern hinaus. Außerdem erinnerte ich ein schönes Gesprächskonzert mit der Komponistin (und Pianistin) Konstantia Gourzi, Nils Mönkemeyer und William Youn zu welchem ich 2021 ging. So schade, dass das Gespräch zwischen den dreien aus Zeitgründen abgebrochen werden musste, aber Nils Mönkemeyer gelang es noch, kurze Infos zu alten Kirchentonarten unterzubringen. Im Essay von Jürgen Ostmann zum Programm nun also auch Infos zu lydischer und phrygischer Tonart und deren Verbindung. John Adams: „Die lydische Tonart mit ihrer leichten, sinnlichen, resonanten Persönlichkeit wird gegen die instabileren, aber oft heroischen Qualitäten der phrygischen Tonart ausgespielt.“ https://www.boulezsaal.de/de/event/william-youn-216784/program
Ähnlich wie bei Schubert D 959 begibt man sich bei Adams auch auf eine Reise. Zwischendrin gab es dunkle Passagen, die ich vom Hören zu Hause gar nicht so dunkel erinnerte, aber William Youn stellte die Ausbrüche sehr heraus.

Nach der Pause dann Schuberts späte Klaviersonate in A-Dur. Ich freute mich, dass ich diese auch mit William Youn noch einmal hören konnte. Er war mit ihr und D 960 in der Bechstein-Reihe im Dez. 22 im Konzerthaus zu Gast, aber zeitgleich zu einem Konzert der jungen Cellistin Estelle Revaz an anderem Ort und ich entschied mich für sie und ihre Begleiterin, was sich für das ganze von ihr ausgearbeitete Programm inkl. Moderation, aber besonders für die Ginastera Cellosonate, lohnte. Gestern fiel mir auch wieder auf, wie nah sich diese Klaviersonate und die „Große C-Dur“-Symphonie D 944 sind — inkl. Katastrophe, Volksmusik im Scherzo und orchestralem Finale. Ich lasse mich gern auf beide Werke ein, erschrecke immer (noch) am Abgrund und verfolge gespannt wie dieser dann doch überwunden wird. William Youn spielte sehr souverän, vermochte das Publikum zu fesseln; es lag bis zum Schluss eine konzentrierte Stimmung in der Luft… die sich dann durch den langen Applaus löste. Die erste Zugabe von William Youn war das 2. Impromptu aus D 935 und nach weiterem Applaus folgte noch eine Liszt-Transkription.

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