Antwort auf: 2022 & 2023 & 2024: jazzgigs, -konzerte, -festivals

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13.02.2024 – Zürich, Kasheme – Skyjack

Andreas Tschopp, tb/kudu horn, Marc Stucki, ts/ss; Kyle Shepherd, rhodes; Shane Cooper, b; Jonno Sweetman d

Gestern ging’s in den Club, in dem eine Mischung aus Millenials und älteren GenZ’lern den Feierabend betrinkt … zwischen buntem Kuschelplatz und angepasster Jungbürgerlichkeit, die draussen noch rasch auf Englisch geschäftlich über irgendwelche Geldangelegenheiten telefoniert. Viel und laut gequatscht wurde auch drinnen, und das leider auch noch, als die Musik nach einer halben Stunde so richtig in Fahrt geraten war. Ein sehr schöner Raum jedenfalls, in dem auch ich mich wirklich wohl gefühlt habe (trotz der echt neuartigen Erfahrung, in einem Raum mit Live-Jazz fast schon der Methusalem zu sein … ich schriebe bewusst nicht „bei einem Jazzkonzert“, denn das war’s halt nicht).

Das südafrikanisch-schweizerische Quintett Skyjack tourt gerade durch die Schweiz und Deutschland, um sein drittes Album zu taufen. Wie Tschopp mir nach dem Konzert erzählte, lernte man sich bei zwei Festivals kennen – eins hier, das andere in Südafrika – bei denen internationale Kollaborationen gefördert werden, und habe sich sofort wohlgefühlt zusammen. Das merkt man der Musik an. Federnd, bunt, mit Raum für gemeinsame Verdichtungen ebenso wie für ausgiebige Solo-Flüge. Kyle Shepherd spielte nur an diesem Abend ein Fender Rhodes – leider eine Spur zu leise -, weil die Kasheme über kein Klavier verfügt. Aber das fand ich eine echt schöne Erfahrung.

Kontrabassist Shane Cooper machte die paar knappen Ansagen, stellte die Band vor und wirkte auch sonst wie Herz und Mittelpunkt der Gruppe. Das Zusammenspielt mit Jonno Sweetman (nicht von Anfang an dabei) und Shepherd war dabei so dicht und sicher, so selbstverständlich, dass Cooper am Bass oft aus den einfachen Licks und Riffs in dichte, schnelle Läufe fiel, die aber in der Tiefe blieben und für eine zusätzliche Bewegung im Gefüge sorgten, gegen die da und dort drohende leichte Behäbigkeit anwirkte, die der Musik der Gruppe innewohnt. Die Musik ist dabei eine Art Update des klassischen Cape Jazz, wie ich ihn über alles liebe – und live zu hören gibt es sowas echt nicht oft in diesen Breiten. Die Tunes wirken teils sehr gegenwärtig, und Stuckis Saxophon noch mehr als Tschopps Posaune in seiner oft ziemlich binären Phrasierung auch.

Dass es eher die Posaune ist, die hier zum „african horn“ wird, ist vielleicht denn auch die wirklich schöne Besonderheit dieses Quintetts, denn wenn man sich die alten Südafrikaner zwischen Kippie Moeketsi und Dollar Brand, Johnny Dyani und Chris McGregor vor Augen hält, von Hugh Masekela bis zu Abdullah Ibrahim, so ist die Posaune fast schon sowas wie das vergessene Instrument zwischen sehr vielen Saxophonen und einigen Trompeten. Spontan kommt mir da jedenfalls bloss Jonas Gwangwa in den Sinn.

Das Set von Skyjack dauerte um die fünf Viertelstunden und wurde gegen Ende immer besser – und ein paar der lautesten Quatscher direkt vor der Bühne waren bis dahin wohl so gut gepegelt, dass sie sich aus dem Staub machten… es wurde also auch etwas ruhiger und ich sass nach dem „Schichtwechsel“ die letzte halbe Stunde auch plötzlich mitten in einer Traube von Leuten, die tatsächlich auch für die Musik gekommen waren. Ein versöhnlicher Ausklang auf jeden Fall – und auf jeden Fall ein lohnender Besuch, auch wenn ich mir (und v.a. den Musikern – Tschopp meinte lakonisch, manchmal sei’s schon etwas störend, aber andere Male bringe es sie auch dazu, anders zu spielen) zum Live-Musik-Hören echt etwas andere Umstände wünschte.

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