Antwort auf: 2022 & 2023 & 2024: jazzgigs, -konzerte, -festivals

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04.02.2024 – Moods, Zürich – Pierre Favre Sextet feat. Paolo Fresu & DrumSights

Pierre Favre, Valeria Zangger, Chris Jeger, Markus Lauterburg, d/perc

Der feine Abend mit Pierre Favre ist schon wieder über eine Woche her. Sonntagabend, das Moods war so voll, wie ich es schon länger nicht mehr erlebt hatte – die Bühne auch, wie das erste Foto so halbwegs vermittelt: vier grosse Drum-Kits, alle mit einer Djembe und einer weitere kleinen Trommel, alle mit zwei Bass-Trommeln (teils riesige), dazu einiges an ungewöhnlichen Becken, eine Menge Sticks (auch welche, die wie Stuhlbeine aussahen) … es gab eine Stunde Schlagzeugmusik, was jetzt nichts ist, was mich für sich genommen ins Konzert ziehen würde, aber als erstes Set war das sehr vergnüglich. Die vier spielten Stücke, die durchaus auch einen gewissen melodischen Charakter hatten, wiederkehrende Patterns auf gestimmten Trommeln, in der Regel zum Einstieg unisono, bevor sie anfingen, zu variieren, sei es mit anderen rhythmischen Mustern, sei es mit Dehnungen und Kürzungen der Time. Favre mittendrin, 86 Jahre alt und allmählich doch etwas gebrechlich, aber das betraf nur die Auf- und Abgänge, beim Spielen merkte man davon echt nichts. Musik voller Schalk und Geistesblitze.

Pierre Favre, d; Samuel Blaser & Nils Wogram, tb; Philipp Schaufelberger, g; Bänz Oester, b; Paolo Fresu, flh/t/elec

Dann grosse Umbaupause – aber weil die alle ihr eigenes Zeug dabei hatten und es selbst wegräumten, ging das ziemlich fix. Spät wurde es dennoch, denn das Quintett, das ich vor der Pandemie schon mal gehört hatte, spielte mit seinem Gast Paolo Fresu ein wohl neunzigminütiges Set – und wie beim letzten Mal hatten die alle viel Freude dabei. Es gab wohlwollende Posaunenbattles, auch mal ein Feature für den einen oder den anderen, viel Monk (wie üblich), eine leicht gequälte meistens nur single-notes spielende, aber dennoch ziemlich wunderbare Gitarre … und im Kern die Achse zwischen Bänz Oester und Pierre Favre, denen zuzuhören und zuzuschauen wirklich eine Freude war. Fresu stand aufgrund seines Equipments leider immer ganz links am Rand und konnte sich nicht weit bewegen: sein vorn ans Flügelhorn (ein paar Male die Trompete) gesteckte Mikrophon ging in eine Kiste, die neben ihm lag und mit der er Echo- und weitere Effekte in Echtzeit (bei-)steuerte, was der Musik in den guten Momenten eine weitere Dimension gab, aber manchmal auch ein wenig wie eine Spielerei wirkte. Ich hörte ihn zum ersten Mal live und war von der Schönheit seines Tons besonders am Flügelhorn echt beeindruckt – und auch in Sachen Playing hatte er einen guten Abend. Er und Balser spielten sich die Bälle besonders schön zu fand ich, beides Melomanen mit grossem, runden Ton, der doch nie übermässig auftrumpfend wirkt, an den Rändern immer weich und lyrisch bleibt, auch wenn die Linien sich manchmal fast überstürzten, auch mal ins Boppige kippten bei Fresu, bei Blaser eher in eine Art sublimierte Version von Tailgate und Free, die nie ruppig wird und dennoch vollkommen befreit wirkt. Die Besetzung mit den drei Blechbläsern und der Gitarre ist jedenfalls echt speziell und es war eine Freude, Favre nach vielen Jahren Pause wieder einmal hören zu können!

(Eine Woche davor, am Vorabend der Abreise in meine kurze Ferienwoche, spielte Favre auch noch ein Solo-Set in einer Kirche – dorthin habe ich es leider nicht auch noch geschafft.)

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