Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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Zürich, Tonhalle – 18.12.2023 – Neue Konzertreihe Zürich

Janine Jansen Violine
Denis Kozhukin Piano

JOHANNES BRAHMS Violinsonate Nr. 2 A-Dur op. 100
CLARA SCHUMANN Drei Romanzen op. 22

JOHANNES BRAHMS Scherzo c-Moll aus der F.A.E.-Sonate
Violinsonate Nr. 3 d-Moll op. 108
E: BÉLA BARTÓK: Rumänische Volkstänze / LILI BOULANGER: Nocturne

Montag vor Weihnachten dann eine Kammermusik-Sternstunde mit der wunderbaren Janine Jansen, die in der Saison 2018/19, als das Tonhalle-Orchester noch in der Tonhalle-Maag spielte, Artist in Residence war. Ich hörte sie damals vier mal – dreimal mit dem Orchester unter Blendulf, Blomstedt und Järvi (beim Konzert mit dem Schwedischen Radio-Sinfonieorchester unter Harding sollte sie Sibelius spielen, fiel aber aus und wurde von Veronika Eberle ersetzt), sowie im Rezital, bei dem Alexander Gavrylyuk am Klavier sass, dann vor einem guten Jahr wieder, Anfang November, wieder mit Järvi in Bernsteins „Serenade“ – aber das fiel leider in die Zeit, als ich noch völlig Corona-Birne hatte und nicht sehr viel mitgekriegt hatte.

Ein grosses Glück jedenfalls, dieses Brahms-Programm hören zu können, mit höchst willkommener Clara Schumann-Unterbrechung vor der Pause. Jansen pflegt ja selbst mit Orchester einen kammermusikalischen Ansatz, offen und dialogisch. Das Duo mit Kozhukin wirkte perfekt eingespielt, was diesen innigen und doch recht frei wirkenden Zugriff auf die Werke wohl erst möglich machte. Wirkte die Musik im einen Moment zart und zerbrechlich, konnte sie schon einen Augenblick später lichterloh brennen. Kozhukin lehnte sich immer wieder weit auf seinem Stuhl zurück (der knarrte ein wenig, er nutzte einen normalen Stuhl, wie das Tonhalle-Orchester sie einsetzt), die beiden wirkten je völlig bei sich – und doch vollkommen zusammen. Ob der Kürze des Programmes war es ziemlich klar, dass es noch Zugaben gegen würde. Die erste schraubte sich immer weiter hoch, immer brennender, immer intensiver. Und die zweite holte den Saal – das Publikum stand inzwischen beim Applaus – denn wieder herunter, ein wunderbar zarter Abschluss.

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