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nail75Ich denke, wir sollten vorsichtig sein und zwei unterschiedliche Themen auseinanderhalten: 1. Der Reaktion gewisser Teil der Fernsehkritik/des Feuilletons, das übrigens Gottschalk noch nie mochte, weil sich Kritiker mit reiner Unterhaltung grundsätzlich schwertun. Genauso war es ja mit Hans Rosenthal, einem politisch (national-)konservativen Berliner Juden, der immer nur mit harmlos-albernen Spielen unterhalten und so vielleicht das Trauma seiner durch den Nazi-Terror verlorenen Familie kompensieren wollte.
Genau. Hab ich nie verstanden. Das TV-Unterhaltung und deren Gallionsfiguren immer auch die Funktion einer wichtigen gesellschaftlichen Klammer haben konnten, wurde beim ritualisierten Kübeln von Häme nie nicht mal in Erwägung gezogen. In der Funktion wäre Wetten dass und Gottschalk aktuell vielleicht wertvoller denn je.
2. Die Gründe für die Entscheidung des ZDF. Es kann durchaus sein, dass Du Recht hast. Genauso kann es sein, dass finanzielle bzw. sender-politische Gründe die Ursache sind. Da muss man schon über Inside-Infos verfügen, um das zu beurteilen.
Ich kenne zwei Leute aus der Redaktion und weiß zumindest so viel, dass Gottschalks Seitenhiebe auf die Programmleitung und Produktion zuletzt nicht aus dem luftleeren Raum kamen. Klar, kann auch noch weitere Gründe geben, aber ich vermute, dass man sich nach dem Erfolg da eigentlich recht easy für ein zwei weitere jährliche Shows einige geworden wäre.
3. Ich halte Jan Böhmermann für eine brillanten, politischen, risikofreudigen Fernsehsatiriker. So etwas ist fernsehtechnisch die Avantgarde, genauso wie The Daily Show with John Stewart oder Real Time with Bill Maher zu ihren besten Zeiten, aber das ist natürlich nichts, womit man Millionen Leute am Samstagabend vor die Glotze bekommt.
Über Böhmi könnte man separat natürlich lange streiten. Ich nehme ihn hauptsächlich über seinen Podcast wahr und habe über die Jahre eine extrem gespaltene Meinung zu ihm entwickelt.
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