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Maniac (Regie: Franck Khalfoun – Frankreich/USA, 2012) 7/10
Ich habe mich lange vor diesem Remake gedrückt, weil das Original von William Lustig zu meinen Lieblingsfilmen zählt. Und wie erwartet kann diese Neuinterpretation, welche eher einer erweiterten Nacherzählung gleicht, die Stärken des Originals nicht für sich urbar machen. Dies beginnt schon beim Schauplatz: Das Los Angeles der 2010er hat wenig mit dem schmuddeligen, verrufenen und gefährlichen New York der 1970er zu tun, als selbst der Times Square noch eine gefährliche Ecke war. Und während Joe Spinell die Idealbesetzung für ein psychisch krankes Mitglied des Lumpenproletariats darstellte, verleiht Elijah Wood der Figur des Frank Zito einen Mittelklasse-Bubi-Charme, der sich sogar im Beruf des Charakters niederschlägt: Er restauriert antike Schaufensterpuppen.
Niemals taucht man umfassend in den Gemütszustand von Zito, obwohl Franck Khalfoun weite Teile des Films aus der PoV-Sicht des Killers zeigt. Wood umgibt stets ein Hauch von Frodo, den er erst in Swiss Army Man ablegen oder zumindest verleugnen kann.
Lustig tritt als Produzent auf, Khalfoun stellt innerhalb seines Remakes das Kinoposter des Originals nach, erreicht aber nie die zum Schneiden dicke Sleaze-Atmosphäre des Vorbilds, selbst die Gewalttaten wirken zahm, obwohl man sie ähnlich drastisch wie 1980 inszeniert – ein Geniestreich wie Tom Savinis Kopfschuss fehlt merklich.
Gröbster Fehler: Die Auflösung der irrealen Anflüge in die vermeintlich rationale Realität des Zuschauers. True Crime-Fuzzis meinen schließlich, alles sei erschreckender, wenn es naturalistisch gestaltet ist. Ein Problem des Zeitgeists, welches das Finale implodieren lässt.
Alles in allem keineswegs ein schlechter Beitrag zum Serienkillerfilm, im Vergleich zu Lustigs Maniac jedoch klinisch gehemmt und oberflächlich, ohne den tiefergehenden Wahnsinn, den fieberigen Schmutz und die verrohte Verlorenheit.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.