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Ja, von unseren Pausengesprächen ist schon einiges eingeflossen – das war nach den intensiven Tagen teils auch schwer von den eigenen ersten Eindrücken zu trennen, die inzwischen ja eh etwas verwischt sind.
Was ich im Hinblick aufs Kuratieren und die Zwänge wahnsinnig gut fand und was man sich durchaus zum Vorbild nehme könnte, sollte: das kleine Klavierfestival, was Igor Levit im Frühling in Luzern veranstaltet. Die nächste Ausgabe werde ich vermutlich verpassen, aber die letzten Mai habe ich zur Hälfte mitgekriegt, und die zentrale Idee dort ist gerade, dass die Leute über zwei, drei oder sogar alle vier Tage dort sind, sich auch austauschen und einander gegenseitig bei Auftritten zuhören können* (Levit sass da z.B. im Konzert von Johanna Summer ganz allein in einem sonst fürs Publikum gesperrten seitlichen Bereich. Da spielen die Leute dann auch zusammen – was ich jetzt nicht per se super finde, auch wenn’s in Berlin mit Threadgill/Eberhard grad gut geklappt hat (bei Mounir und dem Kinderchor war’s völlig egal, woher die Streicher*innen kamen, bei der Natural Information Society abgesehen von Ari Brown bei den Bläsern eigentlich auch, das hätte irgendwer machen können – so gesehen wenig Risiken bei den „lokalen Musiker*innen“ dieses Jahr, und Eberhard war ja vorbeschlagen und ihre angegraute Männercrew mit Quotenasiatin – bin über das Line-Up nach wie vor etwas irritiert – hat geliefert).
[*) wo’s in der Klassik-Ecke neulich hie und da um das toxischen Gockelverhalten mancher Pianisten-Platzhirsche der älteren Generationen ging: das finde ich, so lange die künstlerischen Ansprüche nicht deshalb runtergeschraubt werden und sich alle lieb haben wie neulich die Leute aus dem hohen Norden, auch eine gute Entwicklung, dass mehr auf ein Zusammen geachtet wird denn als auf ein Gegen, mehr Kollaboration statt Konkurrenzkampf … das ist doch zumindest etwas, wo sich die Kulturwelt derzeit nicht in eine schlechte Richtung zu bewegen scheint.]
Beim Artacts gibt’s – oder gab’s prä-pandemisch – jeweils eine Art artist in residence, das war mal Ken Vandermark, mal Dave Rempis als ich dort war, die dann in mehr als einem Konzert zu hören sind und auch ein speziell fürs Festival geplantes Projekt durchführen, ähnliches gab’s in Mulhouse mal mit Mats Gustafsson, der mit The Thing/Joe McPhee dort war und für sein „Nu Ensemble“ neben dem Trio und McPhee noch vier oder fünf weitere sonst beim Festival auftretende Leute plus ein oder zwei nur da zu hörende dazuholte). Wie gelungen bei sowas jeweils das Ergebnis ist, darüber lässt sich streiten (ich hatte jeweils den Eindruck: gut, jetzt müssten die zwei Wochen auf Tour und danach wär’s richtig gut – aber klar, die gehen danach einfach alle wieder ihres Weges). Aber wenn solche Projekte der Weg dazu sind, ein paar Leute länger als einen Abend und eine Nacht in der Stadt zu halten, ist das ja schon ganz gut. Aber klar, ob die Finanzen sowas (ein paar Dutzend Hotelübernachtungen mehr) eh von vornherein verhindern, weiss ich halt auch nicht … ich hab halt in Berlin ein paar Male an die Hauptprogramme beim Météo gedacht, die zumindest 2016 und 2017 in sich stets völlig stimmig und stringent programmiert waren (2018 übernahm die linke Hand des Intendanten von davor, da war wohl vieles schon aufgegleist bzw. es lief ähnlich weiter und klappte auch alles in allem nochmal ganz gut). Wie der zuständige Kurator das jeweils machte, weiss ich ehrlich gesagt auch nicht genau, aber es gelang ihm teils völlig disparat wirkendes schlüssig zu kontextualisieren (so Programme wie: Parker/Drake/Thomas, Zeena Parkins mit Trio und Zeitkratzer mit Lou Reed; oder Pere Ubu und danach Brötzmann/Kondo/Leigh, aber auch Programme mit irgendwelchen weniger prominenten Franzosen neben The Necks oder so … klappte einfach wirklich immer bestens). Aber vielleicht ist das Jazzfest Berlin dafür einfach zu gross und es sind zu viele Leute involviert, die tatsächlich nicht für mehr als einen Abend eingespannt werden können?
Was Ellmans Gitarre angeht: war das nicht einfach die auf dem letzten Bild? War da nur ein Pick-Up im Spiel? Ich hatte irgendwie gedacht, sie sei eingesteckt gewesen, aber so klar konnten wir das ja gar nicht sehen … die lange Passage mit b/d/tuba war jedenfalls ganz toll!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba