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kurganrs
Am Freitag war ich in der JazzHall in Hamburg beim Konzert mit: Luís Vicente – Trompete John Dikeman – Tenor-Saxofon William Parker – Kontrabass Hamid Drake – Drums Sie haben anderthalb Stunden am Stück gespielt. Man sah ihnen die Freude am Spielen an. Es war für mich ein sehr feiner Free Jazz. Danach flog Drake weiter nach Lettland, die anderen drei nach Portugal. Sie scheinen gut beschäftigt zu sein. Ich würde sie gerne nochmals sehen/hören.
Das hatte ich ja noch gar nicht gesehen … ich war am 17. Oktober im Moods zu einem Abend, den das IOIC, das Institute of Incoherent Cinematography, programmierte – eine Institution, wie es sie viel zu selten gibt, und deren Veranstaltungen ich doch die allermeiste Zeit verpasse.
Das ganze Programm des Abends:
Di 17.10.2023 – Silent Horror Film Night – Moods, Zürich
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (John S. Robertson, USA, 1920, 79 min)
Spill (Piano, Clavinet, Schlagzeug), Magda Mayas (Piano, Clavinet), Tony Buck (Schlagzeug)
The Phantom of the Opera (Rupert Julian, USA, 1925, 91 min)
Vicente-Dikeman-Parker-Drake (Trompete, Tenorsaxophon, Kontrabass, Laute, Schlagzeug, Perkussion), Luís Vicente (Trompete), John Dikeman (Tenorsaxophon), William Parker (Kontrabass, Laute), Hamid Drake (Schlagzeug, Perkussion)
Die Filme kannte ich beide nicht, den ersten fand ich sehr viel besser. Die Musik von Spill finde ich aber nicht besonders gut (bloss einmal beim Météo in Mulhouse gehört, 2017 wohl?) und das änderte sich an dem Abend nicht, auch wenn ich Magda Mayas schon ganz gerne mag. Die Begleitung war sachdienlich aber über lange Zeit auch ziemlich eintönig, erst gegen Ende wurde die Musik – im Einklang mit dem Film – lebendiger.
Den zweiten Film fand ich nicht so toll – dafür war die Musik verdammt stark. Ein 90minütiges Set, das durchaus für sich stehen konnte und so gesehen vielleicht als Filmbegleitung eine blöde Idee war … aber halt ein richtig starkes Set für sich allein. Die zwei Bläser kannte ich nicht, von Vicente habe ich weniger mitgekriegt, aber Dikeman fand ich hervorragend. Er dominierte vielleicht etwas zu sehr – aber er gab ständig Impulse, während Vicente eher zu reagieren, eine Art puck’sche Rolle einnahm, in Lücken sprang, ausschmückte … das tat er schon sehr gut, aber ich hätte ihm gerne auch mal etwas länger gelauscht. Parker wirkte, wie ich grad zum Auftritt in Berlin schrieb, auch am Abend in Zürich schon sehr wach, sehr agil, reaktionssschnell … und er schaffte es auch recht locker, hinter dem Drumkit von seinem Gimbri-Stuhl aufzustehen und nach vorn zum Kontrabass zu gelangen, den er – wie in Berlin, obwohl ich das zu schrieben vergass, wie ich gerade merke – nicht nur sehr toll sondern eben auch mit schönem Ton spielte (was ja ein Haupthindernis für mich war, ihn zu verstehen … ich erinnere mich an ein paar Konzerte in Zürich, bei denen er klang, als spiele er einen Eigenbau aus einer Tabakkiste mit Saiten aus Packschnur, völlig resonanzlos und flach mit flächig-hässlichem Ton – und da sind die zwei jüngsten Auftritte so weit entfernt, dass ich es kaum für möglich halte, dass das ein und derselbe William Parker war).
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Ich hab überhaupt so einiges vergessen oben … z.B. auch, wie phantastisch Liberty Ellman eingesteckte akustische Gitarre im Threadgill/Eberhard-Set geklungen hat. Aber die Lücken kann ja @vorgarten schliessen
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