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pfingstluemmelDas geht nicht gut ins Ohr, weil die schwerfällige Produktion so gar nichts mit den Beatles der 60er zu tun hat. Es fehlt die Frische, die Experimentierfreudigkeit, der Einfallsreichtum. Songwriting mag gut sein (ist ja John Lennon), aber der Sound ist eben nur bräsiger Pop-Rock.
Noch ein paar Fakten, und ein bisschen Spekulation.
Jeff Lynne hat sich in den Neunzigern sehr genau an die Vorgaben gehalten, und oberstes Ziel war, die Beatles nicht zu etwas zu machen, was sie nicht sein wollten. Grundidee war das, was er auch mit Orbison und Co gemacht hat: einen klassischen Sound behutsam zu erneuern und möglichst nicht modernen Strömungen anzupassen. Offenbar war das damals das, was die Beatles überzeugt hat.
Lynne hat, abgesehen von der Vorproduktion mit Marc Mann, auch alles bewusst analog gemacht, was das Ganze nochmals erschwert hat. Anders als bei anderen Produktionen hat er auch darauf geachtet, dass alle Instrumente möglichst von den Beatles selbst eingespielt wurden. Er war nicht einfach ein Produzent, der den Beatles was aufgedrückt hat. Er hat sogar mit ihnen zusammengelebt damals, mit George vorher sogar länger in Friar Park, wo er ca. 1 Jahr gewohnt hat, während Aufnahmen zu “ Cloud Nine“. Wenn man was sagen kann, ist das, dass er nie was gemacht hätte, was vor allem George Harrison nicht gemocht hätte.
Und da sind wir bei meiner Spekulation: Laut Interview mit Marc Mann waren es nicht technische Gründe, die zum Abbruch von Now And Then geführt haben. Marc Mann hat im Dezember 1994 mit Jeff Lynne in LA wie für die anderen Tracks einen Temp Track produziert. Man hat quasi alle Instrumente hinzugefügt als Demo für die Beatles, wie die fertige Aufnahme aussehen könnte. Bemerkenswert ist, dass damals schon ein orchestrales Arrangement angelegt war.
Jeff Lynne hat der Song gut gefallen, aber George Harrison nicht. Vielleicht fand er das zu „posh“, etwas, von dem er Lynne immer wieder gebeten hat, davon Abstand zu nehmen.
Dass McCartney schon spätestens seit 2012 ständig angedeutet hat, er könne Now And Then mit Lynne fertigstellen, aber Lynne nie darauf eingegangen ist ( als Beatles-Superfan), wirft Fragen auf. Anscheinend wollte Lynne es nicht machen, aber warum? Vielleicht, weil er nicht mehr das Gehör hatte wie in den Neunzigern? Weil er sich mehr auf sein eigenes Material konzentrieren wollte. Weil er keine Lust mehr hatte darauf, wieder der Buhmann zu sein? Meine Vermutung ist, dass es aus Loyalität zu George Harrison so geschehen ist. Vielleicht hat er es ihm versprochen, keine digital aufgemotzte, poshe Beatles- Variante zu züchten. Trotzdem wird man sich auch während der aktuellen Arbeit mit ihm ausgetauscht haben.
Unabhängig wie gross oder klein Lynnes Anteil am Endergebnis ist: mir gefällt die Produktion, und der Song ist auch gut: brilliante Strophen, tolles Gitarrensolo, nur der Refrain eher eine Anti-Klimax. Wenn man da noch etwas daran gefeilt hätte …
Aber vom Ansatz der Produktion her waren es sicher andere Vorgaben als in den Neunzigern bei Jeff Lynne. George Harrison hätte wohl nicht zugestimmt, zu Unrecht zwar, aber so schätze ich ihn ein.
zuletzt geändert von pelo_ponnes
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