Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

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ford-prefect
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Als ich in den Tiefen des RS-Forums stöberte, stieß ich zufällig auf den Dokumentarfilm „NICO-ICON“ der Filmemacherin Susanne Ofteringer von 1995 über die Indie-Musikerin und Velvet Underground-Muse Christa „Nico“ Päffgen. Eine ZDF-Produktion, die man mittlerweile auf YouTube findet

Ein Markenzeichen von Nico war ihre dunkle Sprech- und Gesangsstimme, mit der sie in Andy Warhols Künstler-Loft The Factory in New York bei Velvet Underground aufgenommen wurde. Bei dem Titel der einstündigen Doku „NICO-ICON“ handelt es sich um ein Anagramm, also das sprachspielerische Umsetzen der einzelnen Buchstaben eines Wortes, um daraus ein neues sinnvolles Wort zu schaffen (gibt zwei, drei Simpsons-Folgen, die sich mit dem Thema Anagramm beschäftigen, in einer Folge verdreht eine Grundschülerin den Namen „Alec Guiness“ zur Beschreibung „genuine class“). In dem Dokumentarfilm sprechen die VU-Mitglieder Stirling Morrison, der kurz nach Abschluss der Dreharbeiten 1995 verstorben sein muss, und John Cale … und wie die Rockband anfangs Vorbehalte hatte, neben Moe Tucker als Drummerin eine weitere Frau im Bandgefüge aufzunehmen, da Nico damals noch recht schief gesungen habe. Erst als Solokünstlerin entwickelte sich die Päffgen, die schwer Heroin-abhängig war, als ernstzunehmende Sängerin. In der ersten halben Stunde gewährt der Film einen Einblick in die französische Boheme-Szene in Paris, indem die Kamera den Nico-Buddy Carlos De Maldonado-Bostock sowie die Mutter von Schauspieler Alain Delon, der Vater von Nicos Sohn Ari sein soll, dies jedoch dementiert, in ihrer bescheidenen Behausung besucht.

Ihren eigenen Sohn soll Nico angefixt, also auf Heroin gebracht haben. Die skurrilste Anekdote kommt gegen Filmende, wenn der Sohn Ari erzählt, dass er wegen der Drogen im Krankenhaus im Koma gelegen habe … und seine Mutter das Geräusch der dortigen Lungenmaschine, an der Ari hing, mit einem Tonbandgerät aufnahm, um diesen Klang hinterher im Tonstudio in ihren Songs einzubinden. 1986 gab Nico ein Konzert in der Frankfurter Batschkapp, der Höhepunkt dieses Auftritts war, wie mir Batschkapp-Chef Ralf Scheffler mal erzählte, der Song „All Tomorrow’s Parties“, den Nico an ihrem berühmten Harmonium zum Besten gab. Zwei Jahre später, 1988, starb Nico an den Folgen des Heroinkonsums auf Ibiza beim Fahrradfahren. Ihr Sohn Ari wurde auch nicht besonders alt, der starb im letzten Mai.   

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