Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

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ford-prefect
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Vorhin fand im Stadtarchiv in Mannheim, das sogenannte Marchivum, das sich seit 2018 in einem renovierten Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg befindet, ein interessanter Vortrag mit dem Titel Die Quadratur des Plattentellers über die Mannheimer Musikclub-Geschichte statt. Vortragsredner war der Historiker Dr. Thomas Throckmorton, der Geschichte und Germanistik an der Uni Münster studierte und seit zweieinhalb Jahren in Mannheim lebt, nach einer Station in Hamburg.

Habe mir den einstündigen Vortrag mit anschließender Fragerunde am heimischen Rechner im kostenlosen Live-Stream angehört, weshalb ich nicht extra dafür nach Monnem fahren musste. Der Nachteil davon: Ich konnte vor Ort nicht inspizieren, welche aktuellen Clubbetreiber im Publikum saßen … um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Hinterher ging der Vortrag direkt auf YouTube online, wo man ihn sich dauerhaft anschauen kann. Im Vorfeld hatte Dr. Throckmorton während seiner Recherchen etliche Interviews mit Zeitzeugen geführt, etwa mit dem lokalen DJ, Plattensammler und Archivar Klaus Hiltscher, der 77 Jahre alt ist, ein Urgestein der Szene. In seinem Vortrag ging der Redner auf Musikclubs und Diskotheken von den 50ern bis 90ern ein wie den Ringstuben (war ein früher Beatschuppen), Ohm, Töff-Töff, Genesis, Watusi, Le Jardin, Carnaby, Alcazar, Club Domicil II, Liberto im Quadrat M7,8, Koko am Tattersall, Count-Down, Alster-Café, Letkiss, Hard Rock Club, MS Connexion und Boccaccio. „Jeder Mensch trägt seine eigene Clubgeschichte mit sich herum. Ich selbst war nie ein großer Clubgänger, was mir die nötige Distanz zum Thema verschafft“, erklärte der Vortragende Dr. Thomas Throckmorton.

In diesem Zusammenhang formulierte er eine Definition der konträren Begriffe Musikclub und Diskothek: Eine Diskothek sei kommerziell für die breite Masse ausgerichtet, ohne ein scharf abgegrenztes musikalisches Profil. Ein Club dagegen werde von einem Kurator betreut, bediene den Underground und fahre ein klar umrissenes Musikprogramm. Dabei ging Throckmorton auf den Milk!-Club ein, der sich im Keller unter dem ehemaligen Cineplex-Kino in der Fußgängerzone befand und in den frühen 1990ern Jahren zu den angesagtesten Clubs für Drum’n’Bass zählte … und wo Xavier Naidoo als Türsteher gearbeitet hat. Das mondäne Tiffany existiert seit 54 Jahren, dort feierten bereits Mick Jagger, Udo Lindenberg und Cat Stevens. Langlebig war das Genesis, zuerst ein Jazz-Club, später eine Kellerdisse für die gruftige Gothic-Szene.

Ich wünsche mir weitere Vorträge über das Thema Musikclubs in der Region Rhein-Neckar, dann in Bezug auf die Nachbarstädte Ludwigshafen und Heidelberg.

zuletzt geändert von ford-prefect

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!