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Zuletzt gesehen:
John Wick: Kapitel 4 (Regie: Chad Stahelski – USA, 2023) 7/10
The Witch: The Other One (Regie: Park Hoon-jung – Südkorea, 2022) 6,5/10
Matrix Resurrections (Regie: Lana Wachowski – USA, 2021) 4,5/10
Vampyros Lesbos (Regie: Jess Franco – Spanien/BRD, 1971) 7,5/10
Upstairs (Regie: Robert-Adrian Pejo – USA/Deutschland, 2009) 2/10
Giulietta degli spiriti (Regie: Federico Fellini – Italien/Frankreich, 1965) 8/10
Titanium: Strafplanet XT-59 (Regie: Dmitriy Grachev – Russland, 2014) 4,5/10
Revival69: The Concert That Rocked the World (Regie: Ron Chapman – Kanada/Frankreich, 2021) 7/10
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Windtalkers (Regie: John Woo – USA, 2002) 6,5/10
Zero Dark Thirty (Regie: Kathryn Bigelow – USA, 2012) 7/10
Boxer a smrť (Regie: Peter Solan – Tschechoslowakei, 1962) 9/10
Manfred Krug spielte in meinem Leben nie eine Rolle, für mich war er der unglücksseelige Telekom-Werbeonkel, der meine Eltern mit seinem Krimiquatsch am Sonntag in der ARD erfreute, bis ich seine frühen Alben, die er für Amiga aufnahm, entdeckte und ihm so gewillt war meine Aufmerksamkeit zu schenken.
Nach Boxer a smrť erkenne ich nun ebenfalls seine schauspielerischen Fähigkeiten an, denn in Peter Solans Hybrid aus KZ-Drama und Sportfilm, legt er eine astreine Performance aufs Parkett, sowohl als SS-KZ-Lagerkommandant wie auch als Boxer.
Mir fehlen ein bisschen die Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Boxfilmen, weil mich Sport auf Leinwand und Fernsehschirm normalerweise tödlich langweilt, mir bleiben also nur Rocky und Scorseses Raging Bull. Mit beiden hat Solans Film wenig gemeinsam, wenn man mal davon absieht, dass sein Werk über eine kraftvolle Schwarzweißfotografie verfügt, die Raging Bull noch in den Schatten stellen kann.
Vielmehr weiß der Regisseur genau, dass er das KZ nicht zur bloßen Staffage, zum Weltkriegskolorit verkommen lassen darf, in dem dann die übliche Story des Aufstiegs eines Underdogs verhandelt wird. Über die gesamte gut 100-minütige Laufzeit erinnert Solan die Zuschauer mit kleinen, präzise gesetzten Nadelstichen immer wieder daran, in welchem unmenschlichen System sich seine Figuren bewegen. Und er versteht es auch, das Herrenmenschentum der Nazis vorzuführen, ohne sie als Monster zu karikieren, wie dies so oft geschieht. Selbst der errungene Sieg hinterlässt letztlich einen bitteren Beigeschmack, Solan sträubt sich gegen die Minimierung seiner Geschichte auf den üblichen Heldenkitsch, den Filme mit Kriegsbezug so gerne auftischen. Und: Wo kann man schon einen SS-Lagerkommandanten in glänzenden Shorts Seilhüpfen sehen?
Gibt es in einer hervorragenden Veröffentlichung des Kölner Labels Bildstörung auf Blu-ray und DVD.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.