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zojiMoin Friedrich
Dann mache ich mal Pause von der Pause.
Den Vergleich zu Live At The Apollo kann ich aus Unkenntnis desselben nicht ziehen, und ich weiß auch nicht, ob mir die von Dir beschriebene Charakteristik je besonders aufgefallen ist, werde beim nächsten Hören einmal speziell darauf achten. Glaube aber auch, dass Cook County Jail und vor allem Regal bekannter sind, als jedes Studioalbum von ihm. Aber ich freue mich vor allem, dass diese Alben, eben aus meiner Lieblingsphase von ihm, auch bei Dir so gut ankommen. Selbst habe ich zuletzt Live In Japan gehört, und war fast überrascht, wie gut mir auch das gefällt. Aus derselben Zeit, aber möglicherweise ist die Interaktion mit dem Publikum eine andere als bei einem Heimspiel.
Der Hit, das The Thrill Is Gone auf Indianola Mississippi Seeds, ist für mich Hummingbird. Über den seltenen Mehrwert den in diesem Zusammenhang die Strings für mich darstellen hatte ich ja geschrieben. Wie hier der Bass erst düsteres und dräuendes ankündigt, was dann von Kings gitarristischen und vokalen Schmeicheleien aufgelöst wird, wie es dann kurz an Kraft zunimmt um wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren, um nach der zweiten Runde mit dem gospeligen Chor ein gigantisches Panorama zu öffnen und hymnisch zu explodieren – da fühle ich mich jedes Mal ein bisschen emporgehoben. Für mich auf Augenhöhe mit The Thrill Is Gone. Das lief letzte Woche auch bei mir, allerdings in einer Version seines Urhebers, Roy Hawkins. Auch stark, aber ich finde schon, dass King das gleich mehrmals, Studio wie Live, veredelt hat.
Moin zoji,
James Brown-Live Alben sind eigentlich afro-amerikanische Gottesdienste. Nur dass die dort angebeteten Götter Schmerz und Verzweiflung einerseits und Erlösung durch Tanz, Schweiß und Sex andererseits heißen. Und James Brown ist ihr Hohepriester. Spannung aufbauen, mit dem Publikum kommunizieren, es auf die Folter spannen und am Ende alles in einem gemeinsamen Rausch eskalieren lassen und erlöst werden. Das macht B.B. King nicht viel anders. Der hat ja sogar jeden Tag den Blues.
Indianola ist super und The Thrill Is Gone auf County Jail ist berauschend!
Edit: 6 Minuten Schmerz und Erlösung.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)