Antwort auf: Roger Waters

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krautathaus

nail75Hier mal mein Take: https://www.regioactive.de/review/2023/05/29/roger-waters-live-in-frankfurt-politik-musik-ueberwaeltigung-und-traenen-kNQXCthShd

Interessant zu lesen, danke. Deine Einschätzung zum Umgang mit dem Auftritt sehe ich genauso. Was mir noch nicht aufgefallen war, aber offensichtlich ist:
„In diesem Zusammenhang wirkt es ein bisschen seltsam, dass europäische oder britische Themen so gar keine Rolle spielen. Es überwiegt daher der Eindruck, dass sich Waters teilweise immer noch an dem abarbeitet, was 1983 aktuell war. Anders lässt sich jedenfalls die Einblendung mehrerer Videos von Ronald Reagan kaum erklären.“

Waters hat im Moment ein Riesenproblem mit seinem Weltbild. Gerade zur Zeit von Ronald Reagan wurde mit der „Achse des Bösen“ argumentiert, was ja sehr vielen Künstlern auf den Sack ging. Das daraus resultierende „Wir sind die Guten“ hat ihn auf die Palme gebracht, weil die Kriegsverbrechen der USA erfolgreich immer schön kaschiert wurden, obwohl da ja einiges zusammen kommt.

Nun ist etwas passiert, was er offenbar nicht wahrhaben will. Die Russen haben jetzt ihren Platz in der holzschnittartigen Darstellung eines Reagan wirklich eingenommen. Und die USA sind zumindest in Bezug auf den Krieg in der Ukraine plötzlich wirklich die Guten. Und das erträgt Waters nicht. Jahrzehntelang hat er dafür gekämpft, die Machenschaften des CIA stärker in das Bewusstsein der Menschen zu rücken, und jetzt fällt ihm Putin derartig in den Rücken.

Nebenbei bemerkt macht das die Sauereien der USA ja nicht ungeschehen, aber sie werden vollständig überlagert. Mehr als je zuvor. Und das erträgt Waters nicht. Und schaltet deshalb komplett auf stur.

Ich fand übrigens so ziemlich alle Konzertberichte über die Shows in Deutschland, die ich gelesen habe, erfreulich reflektiert und fair. Den von Nail im Besonderen. Zumal man in diesem Fall die politische Seite wirklich nicht ausblenden kann, um einfach nur über ein Rockkonzert zu berichten.

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