Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert

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nicht_vom_forum

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herr-rossi
Laufey ist ja auch nicht das einzige Beispiel dafür, dass junge Künstler:innnen dank Social Medias erstaunliche Erfolge mit „alter“ Musik feiern, ich denke etwa auch an Molly Tuttle und Sierra Ferrell mit Bluegrass und traditionellem Country. Oder eine klassische Pianistin wie – ebenfalls Berklee-Absolventin – Tiffany Poon, die mit ihren leisen, oft melancholischen Vlogs auch zeigt, dass man sich nicht so inszenieren muss, wie es die Klischees von „Influencern“ behaupten (Inszenierung ist am Ende natürlich alles in der Kunst).

Die Erfolge mit „alter“ Musik wundern mich eigentlich nicht. Die Kritik an „neuer“ Musik von Beato und Co. ist ja nicht falsch, sie verfehlt nur das Thema. Es wird immer einen Bedarf an handwerklich perfekter, eingängiger Musik geben, die man selbst nachmachen, selbst singen und (auch) nebenbei hören kann. Diese Nische, die insbesondere von Hiphop nicht wirklich bedient wird, füllt jemand wie Laufey perfekt.

Was mich („old man yells at clouds“) an der „jungen isländischen Jazzsängerin“ und dem „Bedroom-Pop“-Narrativ generell stört, ist, dass das in die gleiche Richtung geht, wie die typische Silicon-Valley-Propaganda für Tech-Startups (oder, noch früher, „vom Tellerwäscher zum Millionär“). Meistens sind es dann doch eben nicht „nur“ Talent und Fleiß, die überdurchschnittlichen Erfolg erklären.

Disclaimer: Das richtet sich ausdrücklich nicht gegen Selbstvermarktung mittels Social Media per se. Das ist nunmal so, wie es gerade läuft. Adlige, Mäzene oder die Plattenindustrie waren auch nicht besser, nur anders. Eine Künstlerkarriere funktioniert nunmal nicht ohne Öffentlichkeit.

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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick