Antwort auf: Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism, PC & Cancel Culture

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#12030863  | PERMALINK

herr-rossi
Moderator
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Beiträge: 85,183

tezukaEigentlich wollte ich in diesem unsäglichen Thread gar nichts mehr schreiben, sondern vermehrt über Filme oder Musik (bei letzterem läuft besteht ja auch weniger die Wahrscheinlichkeit nicht_vom_forum über den Weg zu laufen eher weniger…)

Diskussionen sind natürlich „unsäglich“, weil Leute doch ernsthaft andere Meinungen haben als man selbst. Du lieferst ein wunderschönes Beispiel dafür, warum das Gefühl der durch einen „woken Online-Mob“ bedrohten Meinungsfreiheit zu einem nicht geringen Teil darauf beruht, dass Leute schlicht und einfach mit kontroversen Diskussionen nicht umgehen können. Ich meinerseits danke jedenfalls @nicht_vom_forum für seine in der Regel umsichtigen und gut begründeten Beiträge [1]. Und Kollegen wie @bullitt oder @stormy-monday triggern mich umgekehrt so zuverlässig wie Kolumnen von Nikolaus Blome, ich würde keinesfalls auf diesen regelmäßigen Adrenalinschub verzichten wollen.:) Und manchmal haben sie sogar einen Punkt.[2] Ich hatte immer gedacht, dafür wären politische Diskussionen da, kann mich aber auch getäuscht haben …

Es gibt Menschen, die müssen sich Tag für Tag damit beschäftigen, eine bestimmte Hautfarbe oder einen „Migrationsvordergrund“ zu haben. Aber ein Weißer, der sich damit selbst nie auseinandersetzen musste, der aber auch nur gerüchteweise zu erahnen meint, man könne ihm irgendetwas aufgrund seiner Hautfarbe verweigern oder „verbieten“, oder dem auf einmal sein Weißsein bewusst wird, auweia, da hört der Spaß aber wirklich auf, da steht 1933 direkt vor der Haustür …

Oh. Mein. Gott. Ich besitze doch wirklich die Dreistigkeit, das Stilmittel der satirischen Zuspitzung zu verwenden. Satire darf zwar alles, aber auf keinen Fall herausfordernde Meinungen artikulieren, die zur inneren Spaltung des deutschen Volkskörpers beitragen. Ist das da rechts etwa eine Ecke?

Ich stehe voll zu der Aussage. Cancel mich.:)

wirklich nach dem „nettesten aller Moderaten“ klingt, als der er hier ja gilt, oder nicht eher nach einem Kleinkind welches Pippikacka ruft um die Aufmerksamkeit der Eltern zu bekommen.

Ich habe mir in fast 20 Jahren eine gut begründete Meinung gebildet über Leute, die den Moderator nicht vom User unterscheiden können. Danke für die Bestätigung.

aber war von einem einen Detail sehr enttäuscht: Warum musste er die Klage über kulturelle Aneignung als etwas Reaktionäres darstellen? Für mich ist die KA-Thematik ein komplett falscher Weg den progressive Kräfte (hier: vermeintlich progressive Kräfte) abgebogen sind. Damit überzeugt man niemanden von seiner Sache, vertieft nur unnötig Gräben und beschneidet Menschen in ihrer Freiheit.

Dafür kannst Du ihn ja kritisieren, wenn Du der Ansicht bist. Aber warum beschneidet ein Satiriker/Comedian Menschen in ihrer Freiheit, wenn er seine Meinung vertritt? Was ist denn überhaupt „kulturelle Aneignung“ nach Deinem Verständnis?

Da ich Böhmis Hip-Hop-Ausflüge thematisiert habe: Dabei geht es natürlich nicht um Studentenrap vs. Straßenrap oder so was. Ich fand „Polizistensohn“ sehr gelungen – detailreich, witzig und der Typ kann rappen! Aber: Glaube mich erinnern zu können dass hier im German-Hiphop-Thread es durchaus Stimmen gab die seine Darstellung problematisch fanden – nicht weil er sich generell etwas angeeignet hat, sondern weil er sich aus der Position des privilegierten Biodeutschen, der natürlich immer „Polizei hat“ etwas herausnimmt. (Das sein Erdogan-Gedicht auch problematische Ebenen hat wurde hier ja – von klugen Usern! – auch schon thematisiert.) Fand das damals etwas überzogen (er hat ja auch Polizei-Gewalt thematisiert), aber was weiß ich schon, bin ja in dem Sinne auch privilegiert…

Ganz ehrlich – sich selbst zu fragen, in welcher Hinsicht man gegenüber anderen Menschen privilegiert ist, ohne es jemals reflektiert zu haben, halte ich für eine der wichtigsten Anregungen aus dem progressiven Lager. Es hilft einem nämlich, die Position anderer Menschen zu verstehen. Wokeness-Kritiker bestehen ja beispielsweise gerne darauf, dass dieser oder jener Begriff eigentlich nicht abwertend gemeint sei, und die „Wokies“ sollten sich mal nicht so anstellen und so übersensibel sein. Aber wehe, sie erhalten auf einmal selbst ein Label. „Alter weißer Mann“, das bringt Leute, die noch zwei Sätze vorher darauf beharrt haben, sich nicht so zu haben, auf die Palme. Aber ist denn das etwas Schlimmes, alt zu sein, weiß oder ein Mann? Es ist doch nur eine faktische Beschreibung, da kann man doch locker bleiben? :) Schreibt yours truly, ein alter weißer Mann, der zu Unrecht von vielen als nett gelesen wird.

(Finde da inzwischen übrigens Youtuber wie den Dunklen Parabellritter oder Wolfgang M. Schmitt weit nachvollziehbarer, weil sie entsprechende Auswüchse halt nicht aus der rechten Ec…äh einer konservativ-reaktionären Position aus kritisieren.)

Ich empfehle Dir dann auch gerne (und völlig ironiefrei) Alicia Joe oder ShoeOnHead. Und nun stecke bitte weiter Leute in die „woke Ecke“. Danke.

[1] Mit Fußnoten!

[2] Manchmal, nicht übermütig werden.;)

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