Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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Helen Humes (aka ‚Tain’t Nobody’s Biz-ness If I Do | Helen Humes mochte ich immer schon … mit der OT-Basie-Band eine der besten Bandsängerinnen jener Tage, entsprechend mit recht starkem Fokus auf Blues und Shout, was auch hier immer wieder zum Vorschein kommt („Trouble in Mind“, „Bill Bailey“, „‚Tain’t Nobody’s Biz-ness If I Do“). Allerdings glänzt sich auch in Balladen und Swing-Nummern, und selbst ein altes Schlachtross wie „When the Saints Go Marching In“ macht Freude mit Humes und der glänzenden Band an ihrer Seite (Shelly Manne spielt einen bekloppt-zerklüfteten Shuffle-Backbeat). Benny Carter ist natürlich auch ein Veteran, dem so schnell keiner was vormacht, er spielt hier ausschliesslich die Trompete: „everything was improvised, and even all the tunes but two – Bill Bailey and When The Saints Go Marching In – were chosen at the date. Benny Carter was the leader, and everyone contributed ideas“ (Nat Hentoff in den Liner Notes). Die Namen stehen auf dem Cover (das für die OJCCD unschön modifiziert wurde) und die Bläser wie auch André Previn haben alle ihre paar Momente im Spotlight. Das Album war nach über 30 Jahren im Geschäft übrigens Humes‘ Debut – es gab ein paar Singles davor (die erste im April 1927, da war Humes noch nicht ganz 14), die auch auf einer hörenswerten Classics-CD zu finden sind. In der High School, die Humes besuchte, spielte Humes in der Schulband Klavier und sang – auch zur Band gehörten laut Hentoff u.a. Dickie Wells, Jonah Jones und Bill Beason.

Helen Humes – Songs I Like to Sing! | Das zweite Album von Humes war das erste, das ich kannte (ein paar Sachen mit Basie kannte ich da aber definitiv schon) – hier ist Marty Paich am Pult, ein paar seiner Getreuen sind in der Band dabei, doch da treffen sich Kalifornier und weitere Jazzer mit unterschiedlichen Backgrounds: Stu Williamson und Jack Sheldon, Art Pepper und Ben Webster etwa, und vom Debut sind Teddy Edwards, André Previn, Leroy Vinnegar und Shelly Manne erneut dabei. Auf den vier Stücken mit Streichern kommt noch Barney Kessel zur Rhythmusgruppe und Webster ist – passend – der einzige Bläser. Und klar: wenn er dabei ist, kriegt er Raum und spielt die üblichen Soli, zwischen Schmusebär und in die Jahre gekommenen Ex-Schwergewichtsboxer. Produzent Lester Koenig erwähnt in den Liner Notes im Zusammenhang mit Paich, dass der sich einen Namen mache für Arbeit mit Sänger*innen: Peggy Lee, Toni Harper, Jesse Belvin, Mel Tormé, Ella Fitzgerald, Ray Charles … und erwähnt dann auch noch „Art Pepper Plus Eleven“. In den Arrangements habe er darauf geachtet, Humes nicht in den Weg zu kommen. „I consier Helen one of the great jazz singers of all time. She’s such a natural, there never are any problems working with her. Unlike some vocalists who get too involved with the words, their breathing, or other technical things, Helen never tightens up“ (Paich in den Liner Notes von Koenig). Das Repertoire ist etwas weniger konventionell, die Klassiker meist etwas weniger kaputtgespielt („Mean to Me“, „You’re Driving Me Crazy“, „My Old Flame“, „Love Me or Leave Me“, „Imagination“, „Please Don’t Talk About Me When I’m Gone“ usw.), ein Original gibt es auch („Million Dollar Secret“), und ganz ohne richtig alten Song geht es natürlich nicht – dieses Mal ist es Handys „St. Louis Blues“. Die Band klingt ziemlich klassisch west-coast-jazzig, also Basie plus moderne aber schlanke Soli (von Pepper etwa, die von Webster natürlich nicht, die bieten einen schönen Kontrast). Schlusswort von Humes: „Primarily, I like to sing ballads. But people have usually associated me with the blues and as a swing or a jazz singer. However, I guess I just love singing, period. And I’m happy when I’m singing.“

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba