Re: The Rolling Stones

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der-hofacker

Registriert seit: 07.04.2005

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Doc F.Ich war da, musste aber wegen Bereitschaftsdienst direkt nach dem Ende der Sendung zurück nach Saarbrücken, daher hat es mit dem Hände schütteln leider nicht geklappt. Du hast Dich aber gut geschlagen :lol: und ich habe die Gelegenheit genutzt und Dein Buch an der Museumskasse gekauft :-).

Wie immer ist mir erst im Nachhineun eine geeignete Frage eingefallen. Du hast selbst „Beggars Banquet“, „Exile on Main St.“ und „Sticky Fingers“ als Deine Lieblingsalben der Stones bezeichnet und ich bin sicher, die allermeisten Stones Fans wuerden ebenfalls Alben waehlen, die mehr als 40 Jahre alt sind. Ich frage mich, warum in der Rockmusik praktisch alle Kuenstler ihren Nadir so frueh ueberschritten haben. Auch Dylan, Springsteen, Bowie, Pink Floyd, The Who … haben ihre Meisterwerke in den ersten 10-15 Jahren ihrer Karriere veroeffentlicht. Liegt das daran, dass irgendwann Sex & Drugs & Parties einfach wichtiger wurden, hat das die Kreativitaet kaputt gemacht, lag es daran, dass man wusste, die Leute kaufen das neue Album sowieso, es ist egal, wie schlecht das Material ist?

Beethoven war ueber 50, als er die 9. Symphonie geschrieben hat, Thomas Mann fast 70, als er „Joseph und seine Brueder“ abschloss. Kreativitaet ist offensichtlich moeglich, aber es gibt kein einziges wirklich bedeutendes Werk in der Popmusik, dessen Schoepfer schon ueber 50 war. Wie siehst Du das?

Schade, Doc! Aber kleiner Tipp: Ich bin noch bis Mittwoch hier und werde am Dienstagabend 19h, wieder in der Gebläsehalle, eine Gastvorlesung für die Uni Saarbrücken machen, wo es um das Thema „Von Edison bis Elvis“ geht, also die Archäologie dessen, was wir heute Popmusik nennen. Der Eintritt in die Ausstellung ist da ebenfalls frei. Vielleicht magste ja kommen!?

Zur Sendung heute: @jan, Mick & Doc: Danke! :-) Ich hab mich bemüht, angesichts der z. T. sonderbaren Fragen halbwegs seriös und locker zu bleiben. Das Problem an der Sache war wohl, dass das Saalpublikum zumindest gefühlt ausschließlich aus Fanhonoratioren der ersten Stunde bestand, ich glaube, das Durchschnittsalter entsprach so etwa dem der Stones. Da merkt man schnell, dass man da über ein gewisses Stammtischniveau hinaus nichts erwarten darf. Außerdem war der Moderator erklärter Beatles-Fan und Kinks-Verehrer (was den Franz natürlich freut!), bei dem ich das Gefühl hatte, dass er die Stones im Grunde für ein paar zynische, künstlerisch überbewertete Millionäre hält. Nun ja. Er darf das ja gerne denken, aber ich finde es immer etwas schwierig, wenn man dann bei solchen Musikern plötzlich mangelnde Bodenhaftung kritisiert… Egal, es war ein ganz lustiges Erlebnis und hat Spaß gemacht.

Was Deine Frage, doc, nach dem seltenen Spätwerk im Pop angeht: Schwierig zu sagen! Ich vermute, dass es einerseits damit zu tun haben könnte, dass Künstler grundsätzlich ihr Statement formulieren, wenn sie auf die Bühne ihrer Kunst treten, also in jungen Jahren. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass jemand ein Leben lang auf ein großes Werk hinarbeitet. Außerdem wird es wohl auch damit zu tun haben, dass man in reiferen Jahren zwar noch immer zornig sein kann, wohl aber eher selten zur Bilderstürmerei neigt. Drittens ist es wohl naturgemäß nicht mehr so einfach, das Publikum zu überraschen/beeindrucken, wenn es einen schon seit Jahrzehnten kennt.
Was nicht heißt, dass man nicht ein bedeutendes Spätwerk schaffen kann. Um auf die Stones zurückzukommen: Wenn sie ein Album machen würden, das den Standard von Doom & Gloom weitgehend hält, wäre das noch einmal ein echtes Pfund. Ich glaube aber nicht wirklich mehr daran. Auch weil sie eine Gruppe sind. Das ist für einen Einzeltäter wohl eher zu realisieren.

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