Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Solokünstler › Roger Waters › Antwort auf: Roger Waters
wa
close-to-the-edge
latho
close-to-the-edge
latho Antisemit ist, wer immer wieder Antisemitisches tut.
Deshalb bat ich ja um eine Definition, weil abzusehen war, dass du es dir dabei sehr einfach machen würdest. Ich nehme an, du hast mitbekommen was in Israel gerade los ist? Netanyahu hat jetzt die Macht, das zu tun, was viele schon immer befürchtet haben. Der Prozess läuft, und die Massendemonstrationen dagegen auch. Sind das jetzt alles Antisemiten, die da auf die Straße gehen und gegen Demokratieabbau, Siedlungspolitik und größeren Einfluss religiöser Fundamentalisten protestieren? Wenn du Antisemitismus in links und rechts unterteilst, dann ist das ja wohl auch linker Antisemitismus. Oder wo ist da jetzt der Denkfehler.
Linker und rechter Antisemitismus unterscheiden sich kaum, „die Juden“ als Fremdkörper, die alles unterwandern und sich weltweit absprechen, seit 1948 mit dem „Hauptquartier“ Israel. Aber links und rechts unterscheiden sich. Es ist völlig wurscht, was „gerade in Israel“ los ist. Waters bezieht sich ja nicht auf die aktuelle Regierung oder überhaupt auf eine Regierung Netanyahu, der war schon immer gegen Israel. So wie die Antisemiten auch: ob nun Begin, Perez oder Rabin: Israel muss weg, Großzügige „erlauben“ dann, dass die jüdische Bevölkerung „wieder zurück“ nach Europa darf, was an sich schon eine Frechheit ist. Die nicht so Großzügigen, nun ja. Von daher haben die Demos gegen die rechtsextremen Teile der israelischen Regierung gar nichts mit der „Israelkritik“ zu tun, derer sich Waters befleißigt.
Wir haben da sehr unterschiedliche Standpunkte und werden die auch nicht zusammenbekommen. Aber wenn du recht hättest, wäre es schon seltsam, dass so ein Antisemit unbehelligt jahrzehntelang auf der ganzen Welt Konzerte spielt. Denn die Boykottaufrufe stammen ja ausschließlich aus dem letzten Jahr. Davor hatte das dann offenbar niemand mitbekommen.
Davor gab es ja auch keine Waters-Konzerte, die man hätte boykottieren können. Waters‘ Fuchsjagd- und BDS-Umtriebe warenn hier im Forum aber schon des öfteren ein Thema. Nicht erst letztes Jahr.
Aber dass das Thema Waters in den letzten Monaten wieder virulenter wurde, hat auch mit den diversen Interviews zu tun, die Waters gab. So zu tun, als hätte man aus Langeweile Waters aus der Versenkung geholt, um ihn just for fun öffentlich abzuwatschen, trifft wohl kaum zu.
Nein, hier geht es ja darum die beiden Vorwürfe zu trennen. Es ist ja hier ein häufiger Reflex, wenn Waters sich zu amerikanischer Außenpolitik äußert, erstmal wieder alles zu vermischen. Hatten wir hier ja auch wieder. Es geht um eine Rede bei der UN, und gleich kommt jemand um die Ecke und sagt: Ach ja, und Antisemit ist er ja außerdem.
Nur ist das in der Vergangenheit offenbar noch gar nicht nennenswert wahrgenommen worden, weil er ja trotz aller Anschuldigungen in Deutschland eine ausverkaufte Tournee nach der anderen gespielt hat. Und gerade Deutschland ist ein guter Indikator, weil wir hier ja mit Antisemitismus etwas sensibler umgehen.
Die nächste Tour wird aber nun vermutlich wirklich von Absagen heimgesucht. Seine Aussagen für Ukraine haben also offensichtlich ein vollständig anderes Gewicht als seine angebliche Judenfeindlichkeit.
--