Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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20.01.2023 – Basel, Stadtcasino – „Liebeszauber“

Kammerorchester Basel
Francisco Coll García
Leitung
Sol Gabetta Violoncello

JOAQUÍN TURINA: „La Oración del Torero“ für Streichorchester Op. 34 (1927)
FRANCISCO COLL GARCÍA: Konzert für Violoncello und Orchester (2022)

BOHUSLAV MARTINU: „Doppelkonzert“, Konzert für zwei Streichorchester, Klavier und Pauken (1938)
MANUEL DE FALLA: El amor brujo (Ballet Suite) (1915, Ballet Suite 1924)

Schon wieder drei Konzerte her, seitdem ich letztes Mal berichtet habe. Zwei davon haben mir ausserordentlich gut gefallen, aber auch das dritte hatte sehr viel zu bieten. Am Freitag vor einer Woche bin ich in Basel zuerst ins Museum und habe die Ausstellung über die Ankäufe „entarterer Kunst“ gesehen, mit der das Kunstmuseum Basel seine Lücke bezüglich deutscher Moderne (Expressionismus, Neue Sachlichkeit) schliessen konnte. Ein zwiespältiges Vergnügen, aber immerhin- ist das weder Raub- noch Fluchtkunst sondern Kunst, mit deren Verkauf das Nazi-Regime Devisen ins Land holte. Zu jedem Gemälde war in den Saaltexten die Provenienz nachzulesen, manchmal vollständig, manchmal die wichtigsten Stationen. Es waren auch diverse Gemälde zu sehen, die die Basler Einkäufer damals auf dem Wunschzettel hatten, die sie aber nicht kaufen konnten, weil der gewährte Kredit dafür nicht reichte – darunter auch ein oder zwei Gemälde, die von den damals durch die Nazis enteigneten deutschen Museen in der Nachkriegszweit wieder zurückgekauft wurden. Von den Werken her ist das für mich eine enorm lohnenswerte Angelegenheit, weil mich diese Phase der Malerei sehr anspricht bzw. interessiert. Darunter gab es auch einige grossartige Werke von Malerinnen zu sehen (klick). Auf dem Foto oben von links: Franz Frank (1897-1986), „Die Arbeitslosen (Proletarier)“ (1928/29, aus Darmstadt geliehen), Christoph Voll (1897-1939), „Joseph“ (1923/24, aus dem Lenbachhaus) und Otto Nagel (1894-1967), „Wochenmarkt im Wedding“ (um 1926, aus der Berliner Akademie der Künste).

Danach ging es ins Konzert, schon das fünfte der aktuellen Reihe im Stadtcasino mit dem Kammerorchester Basel (eines habe ich krankheitshalber leider verpasst) – und einmal mehr war das grosse Klasse. Ein toll zusammengestelltes Programm mit einer (Fast-)Uraufführung: das Cellokonzert von Coll wurde bei diesem vom KOB gemeinsam mit Radio France und BBC Radio 3 in Auftrag gegeben und kam Ende November schon in Paris zur Aufführung (mit Gabetta, Coll und dem Orchestra Philharmonique de Radio France). Los ging es mit dem wunderbaren Tongedicht von Turina, das dem Gebet der Toreros vor dem Stierkampf, der nervösen Anspannung vor dem Auftritt gewidmet ist. Die Volksfeststimmung aus der Arena dringt zwischendurch von draussen herein, doch die Musik entsteht aus dem Piano heraus und verschwindet am Ende auch wieder im Nichts. Ich kannte das Stück natürlich noch nicht – und fand das so viel interessanter, als wenn da die übliche Ouvertüre von Mozart/Beethoven/Mendelssohn gestanden wäre (gilt natürlich nicht für Fanny Hensel neulich in Basel, das war auch superb und abseits des Üblichen). Dann das Hauptevent: Colls neues Konzert, etwa vierundzwanzig Minuten lang, kraftvoll und dramatisch (so Colls Lehrer Thomas Adès über seinen einzigen Schüler), sehr abwechslungsreich und reich an überraschenden Klängen – die Schlagzeuger hatten viel zu tun, u.a. immer wieder an der Marimba. Das Stück ist viersätzig nach dem Schema schnell-langsam-langsam-schnell, die Sätze tragen die Überschriften Giocoso, Lento, Misterioso und Festoso. Der Einstieg ist ziemlich wuchtig, neben dem vielen Schlagwerk kommt auch ein Klavier zum Einsatz. Das Cello wird immer wieder von Attacken des Orchesters verschluckt, muss ich immer wieder aus den heftigen Klangein- oder -ausbrüchen herausschälen, entwinden, schraubt sich aber immer wieder in die Höhe, klingt dabei selten im klassischen Sinn schön, eher schroff, recht kantig – um dann im ersten langsamen Satz in eine Cantabile zu fallen, das zunächst von sphärischen hohen Violinen begleitet wird, die mich für einen kurzen Moment tatsächlich an das neue Violinkonzert von Adès erinnern, dessen Uraufführung durch Anne-Sophie Mutter ich im August in Luzern beiwohnen konnte. Eine grosse Kadenz, ein kurzes Trompetensolo … ein wuchtiger Schluss, der den Bogen zum Anfang spannt – toll! Gabetta kann das natürlich alles. Sie ist eine Musikerin, bei der für mich erst die Live-Erlebnisse das ganze Potential offen legten.

Faurés „Élégie“, die ganz zu Beginn (letzten Frühling) auch noch im Programm stand, wurde wohl gekippt, weil Colls Konzert recht lang wurde – und es ging ja nach der Pause nochmal mit zwei längeren Werken weiter, von denen mich das erste gleich wieder sehr beeindruckte. Der Pianist Riccardo Bovino sass nun in der Mitte, links und rechts von ihm die beiden „Orchester“ (zweimal 3-3-2-2-1 – das dürfte wohl in etwa die Maximalgrösse sein, in der das KOB auftritt). Entstanden ist das Stück in Pratteln bei Basel im Haus von Paul Sacher, dem Mäzen und Auftraggeber, dem Martinu das am Vorabend der Unterzeichnung des Münchner Abkommens fertiggstellte Werk widmete. Ich finde da nicht die passenden Worte, möchte das Stück aber die Tage in der einen mir vorliegenden Aufnahme anhören. Kahánek/Netopil auf Supraphon ist hier, ausserdem nur eine Aufnahme unter Kubelík von 1950 – ich glaube ich habe es im Konzert wirklich zum ersten Mal gehört. Ich fand es in seiner formalen und rhythmischen Strenge jedenfalls mitreissend und sehr überzeugend. Ich hatte hie und da die Illusion, dass das ein Stück für Klavier, Pauken und Orgel sei – so sehr verschmolzen die Streicher und so wirkte der Klang auf mich.

Den Ausklang machte dann Falla – eine Rückkehr in spanische Gefilde, mit dem das Programm zum Einstieg Turina zurück verwies. Das war dann trotz der wenig freundlichen Geschichte, die dem Werk zugrunde liegt. Dieses war in der ersten Fassung für eine Flamencotänzerin, einen Sänger und ein kleines Instrumentalensemble 1915 erst einmal durchgefallen. Falla machte daraus eine symphonische Suite, der ebenfalls kein Erfolg beschieden war – erst die knapp zehn Jahre später erfolgte Umarbeitung in diese zwölfsätzige Ballet Suite sollte sich durchsetzen. Insofern wäre es natürlich heute spannend, die früheren Fassungen auch mal zu hören … was jetzt keine komplette Kritik an der schmissigen, farbenfrohen Musik der Suite sein soll, aber vom düstern Plot fand ich da nicht viel wieder – muss ja auch nicht sein, wie das Stück von Turina funktioniert auch „Al amor brujo“ für sich selbst, ohne die programmatischen bzw. Handlungs-Ideen dazu zu kennen. Nach dem eher dunklen Mittelteil mit Coll und Martinu war das jedenfalls ein schöner Aufheller zum Abschluss eines wirklich tollen Konzerts.

22.01.2023 – Zürich, Opernhaus

Philharmonia Zürich
Markus Stenz
Dirigent
Nils Mönkemeyer Viola

RICHARD STRAUSS: Tod und Verklärung Op. 24 (1889)
BÉLA BARTÓK: Konzert für Viola und Orchester Op. posth. Sz 120 (1945) (ergänzt/instrumentiert von Tibor Serly, 1949)

GUSTAV MAHLER: Adagio aus dern 10. Sinfonie (1910)

Ich merke gerade beim Abtippen der Informationen, dass hier natürlich nicht das ganze Programm aus dem 20. Jahrhundert war: „Tod und Verklärung“ ist älter, und ich denke das ist auch gut zu hören. Dafür war in Basel alles aus dem 20. und sogar 21. Jahrhundert – und für manche Leute im Publikum war zumindest Coll wohl auch schwierig. Für mein Empfinden hingegen sollten solche Programme heutzutage ganz normal sein.

In der Oper, am Sonntagabend (nicht wie bei Konzerten sonst of um 11:15 Uhr), war ganz grosser Bahnhof. Der Graben hochgefahren, der Bühnenraum bis weit hinten mit um die 100 Musiker*innen besetzt – die Streicher ausser bei Bartók mit 16-14-12-10-8 so üppig bestückt, wie es auch in der Tonhalle eher selten ist (die Violinen hatte ich von meinem Platz nicht im Blick, aber für einmal gab es ja nur eine Aufführung, d.h. die im Programmheft angegeben Namen – allenfalls mit ein paar Vertretungen, sind ja alle dauernd krank, obwohl die Pandemie dank kollektiven magischen Denkens anscheinend ja vorüber ist ;-) – waren auch alle dabei). Dazu zahlreiche Bläser, zwei Harfen, einiges Schlagzeug. Da kamen viele Zuzüger*innen und auch Mitglieder der seit den Neunzigern beim Opernhaus geführten Orchesterakademie zum Zug.

Ich habe drüben ja schon ein paar Zeilen zum aus der Zeit gefallenen Dirigierstil von Stenz geschrieben – doch wie erwähnt: die gebotene Musik war so hervorragend, dass das alles unbedeutend wurde. Im Graben mit Sänger*innen auf der Bühne ist so ein Stil vermutlich sehr hilfreich, damit auch alle immer mitkriegen, was geht – aber so prominent auf der Bühne platziert dachte ich an die vielen Karikaturen von sich verrenkenden Dirigenten im Frack (auch so einen trug Stenz natürlich). Der Strauss zum Einstieg war brillant, der Streicherklang warm und flirrend, das Pathos nahm nicht überhand – und der Kontrast zu den „Metamorphosen“ neulich war immens und lehrreich.

Dann kam Nils Mönkemeyer auf die Bühne – schon zum zweiten Mal diese Saison und einmal mehr hervorragend. Bartóks Violakonzert lag bei seinem Tod als Particell vor – und die Experten scheinen sich einig zu sein, dass darin in erster Linie die Solostimme notiert war. An den Auftraggeber, William Primrose, hatte Bartók im September 1945 geschrieben, das Konzert sei „im Entwurf fertig“, es brauch „bloss noch die Partitur geschrieben zu werden […], was gewissermassen nur eine mechanische Arbeit ist.“ Fünf Wochen schätzte er die benötigte Zeit, doch zweieinhalb Wochen später war Bartók tot. Tibor Serly, der Schüler, der die Fertigstellung übernahm, hatte jedenfalls einige Arbeit, der Zusatz „Zur Veröffentlichung nach der originalen Handschrift des Komponisten vorbereitet von Tibor Serly“ scheint eher beschönigend zu sein, denn Bartók hat weder Angaben zur Instrumentierung noch zur Harmonik hinterlassen (dafür verblüffend präzise Angaben zur Zeitdauer der Sätze). „Transparenz“ und ein „dunkler, maskuliner Charakter“ waren wohl die einzigen Hinweise, die Serly als Vorgabe vorlagen. Im Programmheft schriebt Holger Noltze am Ende: „Wieviel Bartók steckt in Bartóks Violakonzert? Man mag es, hört man die Einwürfe aus dem Orchester, als ein Gespräch eines Meisters mit einem ziemlich begabten Schüler sehen.“ Mönkemeyer spielte das jedenfalls wie üblich ohne grosse Gesten, ganz auf die Musik fokussiert, mit wunderbarem Ton und grosser Überzeugungskraft. Im Gegensatz zu Gabetta spielte er eine Zugabe – wie schon bei der Uraufführung mit Ruzicka im Herbst einen Satz aus einer der Cellosuiten von Bach (vermutlich denselben, das habe ich nicht zu überprüfen versucht).

Dann folgte die Pause, die ich im Vorfeld angesichts der drei ca. zwanzigminütigen Werke des Programmes für überflüssig, im Nachhinein aber für unbedingt richtig empfand. Das Adagio aus Gustav Mahlers letzter, nicht vollendeter Symphonie, mit prominenter Rolle für die Bratschen auch in der Hinsicht gut an Bartók anknüpfend – für mich, der ich mich noch immer nicht eingehend mit Mahlers Symphonien befasst habe, war das nahezu ein Naturereignis. Das Werk beginnt so, wie die Neunte endet (die Neunte mit dem LSO unter Rattle zählt zu meinen prägenden Konzerterlebnissen): eben mit den Bratschen. Marco Frei schreibt im Programmheft dazu: „Dieses erste Thema wird später in gewandelter Gestalt in den katastrophischen Höhepunkt des Kopfsatzes übergeleiten. Diese ‚vollendete Entropie als Allegorie des Todes‘, so der 2018 verstorbene Komponist Dieter Schnebel, hebt zunächst mit einem orgelhaften Choral an. Es folgt ein zweimal intonierter kühner Neunton-Klang: ein Novum, nicht nur im Schaffen Mahlers.“ Es gibt natürlich auch ein paar andere Geschichten, die man erzählen kann: vom „Liebes-Showdown im Südtirol“, im Particell finden sich Randbemerkungen wie: „Der Teufel tanzt es mit mir, fass mich an, Verfluchten! Vernichte mich!“. Es ist Musik der letzten Dinge – aber das war die Neunte ja auch bereits. Und so etwas im Konzert, in so einer Güte gespielt, erleben zu können, empfinde ich, so platt das jetzt klingen mag, tatsächlich als transformatorisch.

24.01.2023 – Zürich, Tonhalle – Neue Konzertreihe Zürich

Zürcher Kammerorchester (Willi Zimmermann, Konzertmeister)
Lucienne Renaudin Vary Trompete

CARL PHILIP EMANUEL BACH: Sinfonie G-Dur Wq 182 „Hamburger Sinfonie Nr. 1“ (1773)
JOHANN BAPTIST GEORG NERUDA: Trompetenkonzert Es-Dur (ca. 1750)
WOLFGANG AMADEUS MOZART: Sinfonie Nr. 11 D-Dur KV 84 (1770)

JOSEPH HAYDN: Sinfonie Nr. 44 e-Moll Hob. I:44 „Trauersinfonie“ (1770/71)
ALESSANDRO MARCELLO: Trompetenkonzert c-Moll (1717 – Transkription des Oboenkonzerts d-Moll)

Den Abschluss dieses kleinen Konzertclusters machte dann – zum Glück möchte ich fast sagen – ein leichteres Programm. Allerdings war auch das hervorragend: für meine Ohren vielleicht der beste Auftritt des Zürcher Kammerorchesters, den ich bisher zu hören bekam. Vor der Pandemie hatte ich da auch mal ein Wahlabo, fand aber nicht zuletzt die Zusammenstellung der Konzertprogramme immer etwas zu wenig mutig, zu viel Klassik, Romantik und passende eher leichtere jüngere Musik dabei – gerade im Vergleich der Konkurrenz aus Basel. Entsprechend waren meine Erwartungen mässig, auch die Solistin sagte mir nichts – da wird eine Vermarktung betrieben, die mich eher davon abhält, ihr ein Ohr zu leihen. Wäre das nicht in meinem Abo für die Neue Konzertreihe enthalten gewesen, hätte ich das Konzert also definitiv verpasst – und hätte damit tatsächlich etwas verpasst.

Im ersten Konzertteil fand ich vor allem tatsächlich das ZKO herausragend, mit CPE Bach (die Hamburger Sinfonien hatte ich zufällig ein paar Tage davor bei der Heimarbeit mit Amandine Beyer und Gli Incogniti wieder angehört) und dem jugendlichen Mozart, dessen schönes Zitat zu Italien ich neulich drüben schon teilte: „addio, lebe wohl: meine einzige lustbarkeit besteht dermallen in englischen schritten und Caprioll und spaccad machen. Italien ist ein schlafland, es schläffert einen imer. addio, lebe wohl.“ (aus dem Programmheft, Kontext ist, dass diese Symphonie möglicherweise eine von denen ist, in denen da auch die Rede ist, er erwähnt nämlich auch, dass er „4 itallienische Sinfonie componirt“ habe (vermutlich KV 81, KV 84, KV 95 und KV 97). Für KV 84 wurden in Ermangelung von Handschriften zeitweise auch Moszarts Vater und Carl Ditters von Dittersdorf als Komponisten gehandelt. Mein Fazit aus dem Konzert, besonders auch nach der gewichtigeren Haydn-Symphonie nach der Pause, ist, dass das ZKO sich absolut mit dem KOB messen kann. Und dass es überhaupt ein Glück ist, neben den grossen Orchestern auch solche Formationen hören zu können.

Das erste der beiden Trompetenkonzerte fand ich etwas langweilig – die junge Solistin spielte es allerdings mit wunderbarem Ton und gestaltete das alles sehr schön. Das deutlich ältere zweite Konzert, das seit Maurice André auch an der Trompete gespielt wird, fand ich dann allerdings klasse. Lucienne Renaudin Vary spielte es auf einer Piccolo-Trompete, die wohl der Lage der Oboe etwas näher kommt. Im Jazz sind ja verschattete und auch brüchige Trompetentöne durchaus populär (auch bei mir) und den Kontrast fand ich da schon sehr gross: voller Ton, rund und satt fast ganz ohne Kanten, und dazu ein unglaublicher Fluss, selbst bei schnellsten Verzierungen. Bei Neruda war mir all das wohl einfach zu viel Wohlklang, aber Marcello fand ich klasse. Und die Zugabe war dann ebenfalls umwerfend – wieder an der normalen Trompete gespielt. Der Mann am Cembalo, Jermaine Sprosse, zog den Lautenzug und gesellte sich zu den Pizzicato-Streichern … leider kam ich bisher noch nicht drauf, was für ein Stück das war, ich tippe auf Piazzolla. Jedenfalls äusserst charmant.

Mit Piazzolla (María de Buenos Aires) und anderem ging es eine Viertelstünde später im Foyer noch weiter – und das war für meine Ohren für die Einschätzung von Lucienne Renaudin Vary eine hervorragende Sache. Mit Félicien Brut am Akkordeon (einem Schüler von Richard Galliano, den ich kommenden Dienstag in der Tonhalle hören werde) spielte sie leichtere Musik und Virtuosinnenstücke, und so rundete sich das Bild nochmal ganz anders ab. Ihr Auftreten war dabei übrigens völlig normal – abgesehen davon, dass sie auf der grossen Bühne barfuss spielte, weit weg von den Marketing-Antics, die durchs Netz geistern, beim Entgegennehmen des Applauses wirkte Lucienne Renaudin Vary fast schon linkisch. Jedenfalls überaus sympathisch und buchstäblich mit den Füssen auf dem Boden, auch wenn die Musik den Himmel stürmen möchte.

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