Antwort auf: Top10 der 40er

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motoerwolf

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Der Fuehrer’s Face (Jack Kinney, 1943, USA) ist ein Propaganadfilm von Disney. Er zeigt Donald, den wir einen Tag lang durch sein Leben in Nazideutschland begleiten. Es herrscht bitterer Mangel an allem, außer an Portraits des Führers und anderer Nazipropaganda. Zum Ende erwacht Donald, stellt fest, dass alles nur ein Albtraum war und ist froh, freier Amerikaner zu sein. Für sich genommen ist der Film einfach ein gelungenes Werk im Kampf um die Herzen der Amerikaner, so gelungen, dass es sogar einen Oscar dafür gab. Interessant finde ich persönlich den Vergleich zwischen diesem Film und Chaplins Moderne Zeiten. Ich bin mir recht sicher, dass es nicht in der Absicht der Disneystudios lag, den Kapitalismus gleich mit zu verdammen, doch sind die Parallelen in der Darstellung der Arbeitswelt in beiden Filmen unübersehbar. Tatsächlich würde ich ganz aktuell nichts seltsam daran finden, wenn man die ersten zwei Akte von Der Fuehrer’s Face (Donald zuhause und in der Fabrik) heute mit Musk statt Hitler drehen würde. Ausbeutung und Entmenschlichung (nicht nur) der Arbeiter ist eben in beiden Systemen verankert, und das Expansionsstreben der Nazis ist in gewisser Weise nichts anderes als der ständige Zwang zum Wachstum im Kapitalismus. Und zumindest unbewusst scheint man sich der Gemeinsamkeiten im beiden Systemen bewusst gewesen zu sein. Kurz bevor der Film in Hurrapatriotismus übergeht, gibt es nämlich eine kurze Sequenz, in der der Schatten der Freiheitsstatue von Donald mit einem weiteren Führerportrait verwechselt wird.

Hier gibt’s den Film bei Youtube.

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame