Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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gypsy-tail-wind  (Foto: Carole Parodi, gtg.ch) Grand Théâtre Genève – 23.10.2022 Katia Kabanova (Káťa Kabanová) Opéra de Leoš Janáček Livret de Vincenc Červinka d’après L’Orage d’Alexandre Ostrovski (Création en 1921 au Théâtre de Brno) Direction musicale Tomáš Netopil Mise en scène Tatjana Gürbaca Scénographie Henrik Ahr Costumes Barbara Drosihn Lumières Stefan Bolliger Dramaturgie Bettina Auer Direction des chœurs Alan Woodbridge Katia Kabanova Corinne Winters Boris Grigorjevič Aleš Briscein Marfa Ignatěvna (Kabanicha) Elena Zhidkova Tichon Ivanyč Kabanov Magnus Vigilius Savël Prokofjevič Dikój Tómas Tómasson / Sami Luttinen Váňa Kudrjaš Sam Furness Varvara Ena Pongrac Chœur du Grand Théâtre de Genève Orchestre de la Suisse Romande Vorletzten Sonntag gab’s dann eine müde Exkursion nach Genf. Fünfeinhalb Stunden Zugfahrt für eineinhalb Stunden Oper – dankenswerterweise ohne Pause. Leider war ich tatsächlich ziemlich müde und meine Konzentration daher eher mässig. Aber dass Janáceks Oper grossartige Musik bietet, so viel habe ich schon mitgekriegt. In Genf gab’s auf dem Weg in die Oper, leider bei bedecktem Wetter, noch einen kleinen Spaziergang – ein paar Schnappschüsse drüben. Mit Netopil stand der richtige Mann am Pult des OSR (das ich zum ersten Mal in Aktion erlebte), mit Corinne Winters war dieselbe Sängerin in der Titelrolle zu hören, die die Rolle im Sommer auch in Salzburg sang, und sie als eine ihrer „signature roles“ betrachtet. Die Genfer Aufführung ist eine Ko-Produktion mit der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg. Gürbacas Regie konnte nicht auf ein paar derbe Bauerntölpel-Einfälle verzichtet – das fand ich etwas schade, aber kann nicht beurteilen, ob das im Stück bzw. der literarischen Vorlage so angelegt ist. Lacher, die den ganzen Saal (der leider recht leer blieb, 20. Jahrhundert halt ) füllen, brauche ich bei so einem intensiven, fesselnden Stück eigentlich nicht. Ich sass dieses Mal wieder ganz oben, im „amphithéâtre“, wie es in Genf heisst, auf dem obersten, sehr grossen Balkon, auf einem etwas zu teuren Platz in der ersten Reihe (ich hätte dort eine Messiaen-Oper sehen wollen, was Corona zum Opfer fiel, und löste meinen Gutschein ein – es geht dort oben aber auch ein Platz weiter hinten, die Tribüne ist steil und der Blick nach unten auch weiter hinten gut (beim obigen Link gibt es zwei Schnappschüsse aus dem Saal, von meinem Platz aus). Mit meiner eben nicht zum besten bestellten Konzentration liess ich mich die meiste Zeit von der Musik mittragen – und das war schon sehr, sehr toll! Ich verstehe leider von der Sprache kein Wort, aber wie Janácek diese rhythmisiert, wie er Worte und Musik immer wieder engführt, fasziniert mich sehr. Die Orchestrierung fand ich sehr reich an Klängen, die auf verschiedenste Weise kombiniert wurden. Wahnsinnig schön! Winters – die ich jetzt drei oder vier Jahre nicht mehr hörte, nachdem ich sie davor in relativ kurzer Zeit als Mélisande, als Violetta und als Solistin im Verdi-Requiem gehört hatte – in der Titelrolle geradezu perfekt. Das Ensemble auf der Bühne war ebenfalls gut, vielleicht eine Spur weniger ausgeglichen als in der Walküre? Wenn ich das richtig verstanden habe, sprang Sami Luttinen kurzfristig für den indisponierten Tómasson ein – aber auch das kein Grund zur Sorge. Nächste Mal gehe ich dann aber wohl mal in eine normale Abendvorstellung (d.h. dann mit Übernachtung) nach Genf. Ist für die laufende Saison aber nicht vorgesehen (dafür kaufe ich wohl noch eine Karte für Bolognes „Anonymen Liebhabe“ im Theater St. Gallen – diese Rarität möchte ich mir nicht entgehen lassen … mit „Barkouf“ in Zürich müsste ich wohl dasselbe tun, sehe aber gerade noch nicht, wie ich das schaffen sollte).

Schön dass Du hier positive Eindrücke mitnehmen konntest ….

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)