Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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soulpope

gypsy-tail-wind

soulpope@ „gypsy“ : ich eigne als Bonustitel nur die Alternates von „Blue Train“ und „Lazy Bird“ (2*) …. was entgeht mir …. ?

Es gibt von den beiden noch einen Alternate Take, beim Titeltrack kann man u.a. die Entwicklung der Bläser-Riffs hinter den anderen Soli beobachten … am interessantesten sind aber sicherlich die Alternate Takes von „Moment’s Notice“: da eiern ausser Coltrane und Drew zunächst alle noch etwas herum, wirken unsicher, wie sie mit dem ungewöhnlichen Stück umgehen sollen … ich finde sowas bekanntlich faszinierend, aber wie oft ich das hören werde, ist fraglich ….

Danke, verstanden …. da bleibe ich dann wohl aussen vor ….

Was ich im Rückblick nicht verstehe ist, warum grad die spannendsten Alternate Takes damals nicht rausgehauen wurden … und klar, das neue Set erlaubt einen Blick hinter die Kulissen des einzigen bis dahin so umsichtig geplanten und geprobten Coltrane-Albums. Die drei hätten damals zusammen gespielt (auch Gigs anscheinend) und Coltrane habe auch bewusst für die Frontline mit drei Bläsern (gab’s davor nur auf der Hälfte vom Debut, „Coltrane“ auf Prestige, und dann wieder auf „Olé“) Material komponiert bzw. gesucht. Zusammen kamen zwei Blues (von denen der Titeltrack immerhin „ikonisch“ genannt werden darf), ein Standard und zwei interessante neue Stücke, deren Neuartigkeit Ashley Kahn in den neuen Liner Notes v.a. mittels Zitaten von Dave Liebman hervorstreicht: „Lazy Bird“ und „Moment’s Notice“. Und gerade bei letzterem ist es spannend zu hören, wie eben – ausser dem Leader und Kenny Drew – in den frühen Takes sich alles noch etwas einpendeln muss, wie die Soli noch ziemlich unsicher, tastend wirken. Wie gesagt, es ist ein Blick in die Werkstatt, hinter die Kulissen (man hört auch ein paar Worte, die gewechselt werden, einmal wird rumgealbert – Coltrane hört man nicht sprechen) und hat als solcher schon eine ganz andere Qualität als die bisherigen „alternate takes“, die ja quasi als fixfertige Bonustracks angehängt wurden.

Bin jetzt hier, im zweiten Set:

Hal Russell/Joel Futterman – The Chicago River (Sluchaj, 3 CD, 2022) | Klasse! Russell wechselt zwischen Tenor- und Sopransax, Trompete, Drums und Percussion, Futterman spielt neben dem Klavier auch Sopransax, eine indische Flöte und ebenfalls Percussion. Es gibt so diverse Duo-Formate, am häufigsten sind aber schon ts/p, t/p und d/p … aber dann eben auch mal d/ss. Vier der sechs Teile (von zwei aufeinanderfolgenden Abenden, 24. und 25. April 1992, im Southend Music Works, Chicago) sind um die 35-45 Minuten lang, dazu kommen zwei kürzere … allerdings gibt es im 34minütigen „Part 2“ nach einer guten Viertelstunde eine Ansage, und da spricht Russell – nehme ich an – von „Encore“, die dann ebenfalls 17 Minuten dauert … seltsame Tracking-Entscheidung, aber egal, ein Fest, dieses 3-CD-Set zu haben!

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba