Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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yaiza

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… kein Konzert, aber trotzdem ein paar Worte

Musikfest Berlin 2022
09.09.2022 Haus des Rundfunks, Großer Sendesaal
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Dirigent: Vladimir Jurowski

Moderierte Probe zur 5. Sinfonie von Gustav Mahler
(Das RSB spielt die Sinfonie am 13. Sep. in der Philharmonie Berlin)

Vor der o.g. Veranstaltung wurde noch angeboten, dass man einem Gespräch der Stipendiaten der Orchesterakademie des RSB mit Vladimir Jurowski zum Thema „Musik und Politik“ als Gast zuhören konnte. Also machte ich mich etwas früher los. Das Gespräch fand in einem kleineren Saal statt und neben den Hauptbeteiligten hatten sich noch ein paar stille Zuhörer sowie auch Mentoren aus dem RSB eingefunden. Die Akademisten bereiten gerade ein Konzert mit u.a. Strauss: Metamorphosen (Urfassung für 7 Streicher, rekonstr. v. Rudolf Leopold) und Schostakowitsch: Zwei Stücke für Streichoktett op. 11 vor. Ausgehend von den beiden Komponisten entspann sich ein sehr interessantes Gespräch, aus dem ich für mich auf jeden Fall mitgenommen habe, nochmal was zur Beziehung von Richard Strauss und Stefan Zweig bei Zweig „Die Welt von Gestern“ nachzulesen.

Danach ging’s in den Großen Sendesaal… und es strömten viele Besucher hinein. Vom Publikum her war zu beobachten, dass deutlich mehr jüngere Zuhörer dabei waren. Berlin hat ja einige Orchester und jedes bemüht sich, Publikum zu binden. Diese Veranstaltung somit auch ein Teil davon – im Rahmen des Musikfests Berlin bietet das RSB ab jetzt jedes Jahr eine moderierte Veranstaltung an, Eintritt frei. Vladimir Jurowski stellte dann in seiner Einleitung klar, dass er den Ablauf, anders als beim Medienpartner angegeben, umgestellt hat. Er hatte sich überlegt, zu jeder Abteilung separat einzuführen… das wird auf weit über zwei Stunden hinauslaufen. In lockerem Rahmen – Orchestermitglieder und Dirigent in Alltagskleidung sowie Betonung, dass es nicht störe, wenn man den Saal verließe, falls es zu lange dauerte, da im Vorfeld 90min angegeben wurden. Das nutzten tatsächlich nur einige wenige. Das Publikum lauschte ruhig und gespannt.
Vladimir Jurowski erklärt sehr gut, (so mein Eindruck aus dem Radio) auch gern und niedrigschwellig; mit einfachen Worten und auch für Laien Abläufe im Orchester erklärend. Ich fand es toll die Sätze 1+2 ineinander übergehend gespielt zu hören. Für mich dann endlich erhellend bzgl. Benennung „Abteilung“. Sehr schön fand ich, dass er die Bezüge zu den verwendeten Liedern direkt am Klavier erklärte.
Der Große Sendesaal ist für solch eine Veranstaltung bestens geeignet. Wer sich ein bisschen weiter auf die Anhöhe setzt, hat einen tollen Blick ins Orchester und vor allem auf die einzelnen „Terrassenstufen“, die höher sind als in anderen Berliner Sälen (wiki).

Vor zwei Wochen gab es zufällig eine ähnliche Veranstaltung zum Tag der offenen Tür im Konzerthaus mit anderem Konzept — Sätze 1+3 und 4+5 in zwei kleineren Konzerten. (Christoph Eschenbach signalisierte nach dem 1. Satz, dass sie auch weitermachen könnten, aber die Moderatorin hatte dann doch Angst, die ganze Logistik durcheinanderzubringen.) Die Mitglieder der Horngruppe kamen bzgl. Satz 3 gut zu Wort und erklärten einige Effekte bei den Bläsern, wie offener Schalltrichter etc. Das konnte man im Sendesaal auch schön beobachten. Während im KH der Hornsolist aus der Gruppe trat und sich vor sie stellte; saß beim RSB der Solist die ganze Sinfonie über aus der Gruppe herausgelöst an ganz anderer Stelle (neben Klarinetten).
Ansonsten lasse ich noch einiges sacken (und stelle vielleicht noch Nachfragen im Mahler-Thread).

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